Nur für Optimisten
Nürnberg, wohin des Weges?
Was kommt 2024? Im Juli haben wir darauf hingewiesen, dass die Stadt Nürnberg eine Fläche zwischen Cramer-Klett-Park und Hirsvogelstraße, die für einen Erweiterungsbau der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (THN) vorgesehen war, nicht mehr verkaufen will.
Die Stadtspitze hatte Angst vor dem Bund Naturschutz (BN), der die Brachfläche dem Cramer-Klett-Park zugeschlagen wollte. Der BN-Vorsitzende Klaus-Peter Murawski hatte verbal aufgerüstet und die Fläche, auf der über Jahrzehnte hinweg das Lehrlingsheim Rädda Barnen stand, als wichtig für das Stadtklima eingestuft und der Stadt Nürnberg vorgeworfen, dass ökologisch erhaltenswerte Bäume zerstört werden, wenn die THN dort baut.
Dass mehrere wertvolle Bäume abgesägt werden sollten, stimmte nicht und es gibt sicherlich andere Stellen auf dem Stadtgebiet, die wesentlich wichtiger für das Stadtklima sind als die Brachfläche an der Hirsvogelstraße.
Das Grundstück wurde, nachdem der Vorgang öffentlich wurde, dann doch von der Stadt an den Freistaat verkauft und es wird ein Erweiterungsbau für die THN errichtet.
Das Geld, das die Stadt vom Freistaat für das Grundstück erhält, wird für die Aufwertung einer Grünanlage in der Südstadt verwendet. Damit wird auch Murawski leben können. In der Südstadt jenseits des Hauptbahnhofs besteht der größte Bedarf für eine neue Grünanlage in Nürnberg. Eine gute Lösung.
Pädagogischer Campus: Insolvenz, Verzögerungen und ein möglicher Kompromiss
Nachdem der Projektentwickler Gerchgroup und seine Töchter insolvent sind, ist auch der Neubau der Pädagogischen Hochschule auf dem ehemaligen Schöller-Gelände in der Bucher Straße ins Trudeln gekommen.
Der Campus am Dutzendteich, in dem bislang 1200 Studierende der Pädagogik untergebracht sind, ist marode und wird durch einen Neubau im Nürnberger Norden ersetzt.
Nach langen Verhandlungen fiel der Zuschlag an eine Gerchgroup-Tochter, doch die kann nach der Insolvenz nicht mehr bauen. Das Konzept sah bislang so aus, dass eine Investorengruppe mit der Gerchgroup den neuen Campus entwickelt und der Freistaat 20 Jahre lang zwischen 9,5 und zehn Millionen Euro Miete pro Jahr zahlt und ihn dann kauft.
Allerdings war die Jahresmiete sehr knapp kalkuliert. Durch die Verzögerungen sind neue Kosten entstanden. Noch teurer würde es aber, wenn der Bau komplett wieder ausgeschrieben und neu aufgerollt werden würde. Außerdem verzögert sich dann die Fertigstellung des Neubaus erheblich, ist zu befürchten.
Studentinnen und Studenten stünden dann keine neuen Studienplätz zur Verfügung. Der Altbau muss in drei Jahren definitiv geschlossen werden. Derzeit steht ein Investor bereit, der den neuen Campus nach den schon beschlossenen Plänen auf dem ehemaligen Schöller-Gelände bauen würde. Er verlangt allerdings, den Mietvertrag von 20 auf 25 Jahre zu verlängern. In diesem Rahmen müsste doch ein Kompromiss möglich sein. Der Freistaat hat sich allerdings noch nicht festgelegt.
Ein Kick fürs Max-Morlock-Stadion
In 2024 muss aber nicht nur über den Pädagogischen Campus auf dem ehemaligen Schöller-Gelände endgültig entschieden werden, sondern auch über die Umgestaltung und Modernisierung des Stadions und über den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs.
Ende Februar soll das Konzept für Neubau und Modernisierung des Stadions vorliegen. Dann muss der Stadtrat Farbe bekennen und der Freistaat Zusagen machen, ob und wie er das Vorhaben fördert.
Da es nicht nur um Profifußball geht, sondern auch um die Infrastruktur des Breitensports, dürften die Verhandlungen sehr komplex werden. Dem Vernehmen nach wird es ohne die finanzielle Rückendeckung des Freistaats nicht gehen. Auch eine große Baufirma als Investor ist nötig.
Wahrscheinlich muss der Club außerdem sein Gelände am Valznerweiher einbringen. Die Sperrfrist, dass er es 50 Jahre nicht verkaufen darf, ist abgelaufen. Der Club hatte das Gelände vor 50 Jahren günstig vom Freistaat gekauft. Er durfte es allerdings nur zu Sportzwecken nutzen. Diese Auflage gilt nicht mehr. Es wäre ein ausgesprochen attraktives Gelände für Wohnungsbau.
FSW: Kreuzungsfrei oder noch mal 20 Jahre warten?
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof wird im März über die Pläne des kreuzungsfreien Frankenschnellwegs entscheiden. Auf unserer Seite wurde schon dargelegt, dass mit einer Entscheidung zu Gunsten des kreuzungsfreien Ausbaus zu rechnen ist. Der Ausbau aber trotzdem auf das Abstellgleis rollt, weil er angesichts der Kassenlage bei Bund, Land und Stadt nicht mehr finanzierbar ist.
Trotzdem muss an dem verkehrlichen Nadelöhr etwas passieren. Den Anwohnern sind Staus und Lärm nicht mehr zumutbar. Die Abgassituation entlang des Frankenschnellwegs wird sich angesichts der E-Mobilität wohl in den nächsten Jahrzehnten entspannen. Der Stau bliebe, wenn nichts passiert.
Angesichts der Deckungslücke beim ÖPNV in Nürnberg, die 2024 bei 140 Millionen Euro liegt, dürfte ein weiterer Ausbau des Schienennetzes angesichts des prognostizierten dünnen Nutzeraufkommens für diesen Bereich keine Realisierungschance haben. Die Nachfrage nach einem ÖPNV-Angebot ist einfach zu gering, um eine neue Strecke zu bauen. Da hilft auch kein Wunschdenken.
Sollte der Frankenschnellweg tatsächlich nicht kreuzungsfrei mit einem Tunnel ausgebaut werden, dann muss er erheblich umgeplant werden. Beispielsweise könnte die Zufahrt vom Frankenschnellweg in die Südstadt abgehängt werden. Eine Staufalle weniger.
Auch die schon beschlossene Neue Kohlenhofstraße wird für Entlastung am Frankenschnellweg sorgen. Wenn es keinen Tunnel geben sollte, dann würde aber auch die Bündelung des Autoverkehrs in der Weststadt auf dem Frankenschnellweg wegfallen. Dann würde der Verkehr auf der Fürther Straße bleiben, wie er ist.
Wichtig ist, dass möglichst schnell Entscheidungen getroffen werden. Seit 20 Jahren wird der Verkehr in der Weststadt so geplant, dass es einen kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs geben wird. Die Alternativplanungen dürfen nicht wieder 20 Jahre dauern. Das ist schon den 18.000 Anliegern des Frankenschnellwegs nicht zuzumuten.
Opernhaus und Reichsparteitagsgelände: Finanzielle Sicherheit trotz Bundesschuldenbremse?
In 2024 dürfte es noch erhebliche Überraschungen geben, weil der Bund nicht mehr so viele Schulden machen darf, wie er eigentlich wollte. Offenbar ist die Sanierung und pädagogische Aufwertung des Reichsparteitagsgelände finanziell nicht in Gefahr und für das Opernhaus sind Stadt und Land gemeinsam im Boot. Hoffentlich hat es kein Leck.
Text: André Fischer • Illustrationen: Paul Blotzki • Fotos: Janine Beck • Screenshots: Google Maps