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Kultur, Kosten, Kommunikation

Wie der Sanierungsplan des Opernhauses am Ende aussieht, ist noch offen. | Foto: @ Janine Beck

Die Sanierung des Opernhauses: Kulturspektakel oder Luxusproblem?

Der Haushalt der Stadt Nürnberg wurde vor wenigen Tagen mit großer Mehrheit vom Stadtrat verabschiedet. Doch der größte Posten für die nächsten zehn Jahre steht noch aus: die Sanierung des Opernhauses.

Da gibt es nur grobe Schätzungen, die von ähnlichen Projekten aus Deutschland stammen. In Berlin kostete die Sanierung eines vergleichbaren Opernhauses rund 650 Millionen Euro.

Derzeit wird an der Kalkulation für das Opernhausinterim, das im Innenhof des Kongresshallen-Torsos entstehen soll, gearbeitet. Geklärt wird dabei auch, wer es plant und baut. Solange es dazu keine Beschlüsse gibt, kann auch kein konkreter Zeitplan für die eigentliche Sanierung des Opernhauses erstellt werden.

Aktuell kalkuliert die Stadt mit 246 Millionen Euro für die Nutzbarmachung des Rundbaus und für den Bau des Opernhausinterims im Innenraum der Kongresshalle. Enthalten sind auch die vier großen räumlichen Einheiten (Segmente), die von unterschiedlichen kulturellen Akteuren genutzt werden können. Es fehlen noch die Kosten für die Sanierung der übrigen Lagerräume im Rundbau.

Interimsbau für die Zeit der Opernhaus-Sanierung: Die Kongresshalle am Dutzendteich. In sechs der insgesamt 16 Sektoren des Gebäudes werden Foyers, Garderoben und Gastronomie sowie Funktionsräume wie Werkstätten, Umkleiden und Proberäume des Staatstheaters Nürnberg untergebracht, die für den Spielbetrieb des zukünftig im Innenhof zu errichtenden Theaterbaus notwendig werden. Quelle und Simulation: © gmp Architekten

Eine Menge Geld, aber das müssen auch andere Städte aufbringen, wenn Kultureinrichtungen saniert werden müssen. In Bayern sind es Theater in München, Augsburg und Ingolstadt, in anderen Bundesländern sind es Stuttgart, Karlsruhe, Frankfurt, Köln und Düsseldorf. Hier geht es jeweils um hunderte von Millionen Euro an Sanierungskosten. Im Einzelfall ist sogar eine Milliarde Euro im Gespräch.

In allen betroffenen Städten gibt es eine intensive Debatte, ob es solche Kulturstätten noch braucht. Die Gegner solcher Bauten erheben den Vorwurf, dass Opernhäuser und Theater nur für Reiche gedacht sind. Mittels Steuergelder werde dabei elitärer Kulturbegriff bedient. Die Mehrheit der Bevölkerung würde Oper und Theater nicht interessieren. Pop- und Volkskultur gingen dabei leer aus.

Wer dieser Argumentation folgt, der müsste auch die meisten Museen, Stadien, Stadthallen und Hallenbäder schließen. Überall stecken Steuergelder in den Bauten und in ihrem Betrieb. Schließlich werden sie auch nur von einem Teil der Bevölkerung genutzt, auch wenn das Angebot für alle gilt. Wo will man eine Grenze ziehen? Diese grundsätzliche Kritik muss aber ernst genommen werden, denn die Summen für die Sanierung von Opernhäusern sind im Vergleich außergewöhnlich hoch. 

Wie Opernhäuser einst die Aristokratie entthronte

Foto: © Janine Beck

Dabei war der Bau von Opernhäusern im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Ausdruck von einem bürgerlichen Selbstbewusstsein gegenüber dem Adel, der schon immer über kleinere Theater und Bühnen verfügte. Zu diesen Bühnen hatten die „Bürgerlichen“ kaum Zutritt. Es sei denn, sie waren Musiker, Dienstboten oder Geldgeber.

Die bürgerlichen Opernhäuser waren ursprünglich keine elitären Einrichtungen. Sie boten für alle, die Musik lieben, den Zugang zu qualitätsvollen Aufführungen. Sie waren Orte der Freude und der Egalität, denn auch das Bürgertum, nicht nur der Adel, konnte sich Kunstgenuss leisten. Billig war der Eintritt natürlich nicht. Dass einzelne Konzerthäuser und Theater auch noch identitätsstiftend für Nationen und Städte waren, lässt sich gut an den Häusern von Prag, Barcelona und Amsterdam zeigen. 

Bei Aufführungen im Nürnberger Opernhaus ist auch heute noch die ganze Breite der Gesellschaft vertreten. Wer sich schick oder dem Anlass angemessen anzieht, der gehört nicht automatisch zu den Reichen und Schönen. Er zeigt seine Wertschätzung gegenüber kultureller Arbeit.

Nürnberg, wir haben ein Klangproblem!

Das Problem aller Theater ist eher die Überalterung des Publikums. Das Nürnberger Staatstheater hat sich seit kurzem auf den Weg gemacht, mit neuen Stücken jüngeres Publikum anzusprechen und auf didaktisches Theater zu verzichten. Diese Zielgruppe muss aber auch wissen, dass es diese Angebote gibt. Es muss mehr kommuniziert und eingeladen werden.

Wie der Sanierungsplan des Nürnberger Opernhauses am Ende genau aussieht, ist noch offen. Ziel sollte aber in jedem Fall sein, dass die Akustik herausragend wird. Sonst macht das teure Unterfangen keinen Sinn.

Die Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt des Innenraums des Opernhauses aus der Jahrhundertwende verspricht keinen Erfolg, da es nur schlechte Vorlagen der Details gibt, die durch den Architekten Adolf Hitlers kaputtgemacht wurden. Der NS-Führer, der keinen architektonischen Jugendstil wollte, hatte auf einen Umbau des Nürnberger Opernhauses bestanden. Aber auch wenn es bessere Vorlagen geben würde, wäre eine Rekonstruktion des ursprünglichen Jugendstils unbezahlbar. Es zählt in der Zukunft allein der Klang.

Ein geopfertes Konzerthaus und ein “Opernhaus small” – da sind Kulturbanausen am Werk

Dass jetzt aus dem Nürnberger Stadtrat heraus schon wieder weiße Fahnen geschwenkt werden, ist eigentlich unglaublich. Der Grüne Fraktionsvorsitzende Achim Mletzko spricht davon, dass es keine Sanierung des Opernhauses um jeden Preis geben soll und der Nürnberger SPD-Vorsitzende und SPD-Stadtrat Nasser Achmed schließt sich ihm an.

Wenn man sich daran erinnert, wie schnell alle Parteien das Vorhaben eines Konzerthauses in Nürnberg, für das schon 20 Millionen Euro an Eigenmittel investiert waren, preisgegeben haben, dann muss man das Schlimmste befürchten. Schämt Euch! Kulturbanausen.

Da war doch etwas: Das Konzerthaus wurde trotz üppiger Förderzusage des Freistaats mit dem Hinweis geopfert, zuerst müsse die Sanierung des Opernhauses an die Reihe kommen. Die Münchner waren nicht so bescheiden und bekommen nach einer Nachdenkphase jetzt doch ihr neues Konzerthaus. Wenn es ganz eng würde, dann hätte Nürnberg ein zwar interessantes, aber zu kleines Opernhausinterim auf Dauer. Das kann nicht die Lösung sein.

Ganz nebenbei: Das Opernhausinterim wird nach der Opernhaussanierung als Aufführungsraum auf Dauer benötigt. Aber nicht als “Opernhaus small”.


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