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Vorhang auf, Umzugskisten gepackt, Würfel gefallen

Früher Spatenstich für die Übergangsspielstätte, während das Schicksal des Opernhauses weiter ungewiss bleibt. | Foto: © Janine Beck

Opernhausinterim: Zeitplan überholt, Kosten im Griff

Es gibt auch positive Meldungen aus dem Baubereich in Nürnberg zu vermelden. Offenbar hat die Bauverwaltung so effizient gearbeitet, dass der erste Spatenstich für das Opernhausinterim im Innenhof der Kongresshalle noch in diesem Jahr erfolgen kann. Ursprünglich geplant war er für das kommende Jahr. Auch werden die Kalkulationen der Kosten bislang eingehalten. Das ist schon einmal eine positive Meldung zum Auftakt des Sanierungsvorhabens Nürnberger Opernhaus.

Das Interim, das 800 Zuschauerplätze hat, soll die Spielstätte für die Nürnberger Staatsoper mit dem Ballett sein. Zumindest so lange, bis das Opernhaus, das komplett marode ist, saniert ist. Das wird aber noch Jahre dauern, denn derzeit arbeitet keiner bei der Stadt an den Plänen, wie das Opernhaus modernisiert werden kann und vor allem wie der Zuschauerraum aussehen soll.

Die ursprüngliche Jugendstilanmutung des rund 100 Jahre alten Opernhauses wieder herzustellen, dürfte unbezahlbar sein. Die aktuelle Gestaltung des Zuschauerbereichs geht auf den Umbau in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts zurück. Eine Auffrischung der Nazi-Architektur verbietet sich aber von selbst.

Es bleibt eigentlich nur eine komplette Neugestaltung auf höchstem akustischen Niveau. Doch die Entscheidung über die Gestaltung des Innenraums wird der Stadtrat erst in einigen Jahren treffen. Wenn in diesem Jahr schon mit dem Bau des Interims begonnen werden kann, dann dürfte es mit hoher Wahrscheinlichkeit 2027, wie geplant, auch fertig sein.

Der Pädagogische Campus am Dutzendteich ist marode und sollte durch einen Neubau auf dem ehemaligen Schöller-Gelände (im Bild) ersetzt werden. Jetzt wird es wohl ein Umzug nach Erlangen. | Screenshot: © Google Earth

Ein Trostpflaster für Erlangen

Keine guten Meldungen für Nürnberg gibt es für die Sanierung der Erziehungswissenschaften. Nachdem die Gebäude an der Regensburger Straße in die Jahre gekommen sind und es schon seit zehn Jahren feststeht, dass sie saniert werden müssen, sollten die rund 2000 Studierenden auf Dauer in ehemalige, aber grundsätzlich aufgehübschte Gebäude der früheren Schöller-Speiseeisfabriken im südlichen Bereich des Nordrings einziehen.

Nachdem die Gerchgroup aus Düsseldorf, die auch bei dem Quelle-Versandhaus scheiterte, vor etwas über zwei Jahren Insolvenz anmelden musste und die Modernisierung der Schöller-Immobilien aufgeben musste, lag das Projekt auf Eis. Die Alpha-Gruppe wollte das Projekt trotzdem durchziehen.

Die Schöller-Gebäude sollten vorbildlich recycelt werden und die Stadt-Umland-Bahn, die gebaut wird, hätte die Erziehungswissenschaften in Nürnberg mit den Erziehungswissenschaften in Erlangen sehr gut verbunden.

Doch daraus wird nichts, weil der Freistaat plötzlich die Gebäude an der Regensburger Straße sanieren will und das Projekt mit der Schöller-Immobilie aufgibt, weil angeblich der Mietvertrag zu teuer gekommen wäre. Das ist verwunderlich, denn eine frühere Untersuchung der Gebäude in der Regensburger Straße hatte ergeben, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Vielleicht werden sie aber auch gar nicht mehr benötigt.

Wie es heißt, werden die Erziehungswissenschaften, die bislang in der Regensburger Straße residieren, vorübergehend komplett in Erlangen unterkommen. Dort werden sie wahrscheinlich auch bleiben, so ist zu vermuten. Eine Rückkehr nach Nürnberg ist angesichts der Sparzwänge vom heutigen Standpunkt aus unwahrscheinlich.

Damit muss die Studentenstadt Nürnberg doch einen erheblichen Dämpfer hinnehmen. Hier muss man die Frage stellen, was sind Gutachten noch wert, wenn die Sanierung von Gebäuden angeblich zu teuer ist und sich über Nacht die Einschätzung komplett ändert. Wie im Märchen sind plötzlich auch Räume in Erlangen vorhanden. Die Erlanger Unterstützer der Friedrich-Alexander-Universität haben noch immer einen sehr langen und mächtigen Arm. Oder sind sie Zauberer? Vielleicht ist es auch ein Trostpflaster, dass Erlangen sich mit einer neuen Universität in Nürnberg abfinden muss.

Die Eröffnung des „Cube One“ markiert den Beginn des neuen UTN-Campus in Nürnberg. | Foto: © Janine Beck

Söder setzt auf KI statt Erziehung

Der Start der Technischen Universität Nürnberg (UTN) war etwas rumpelig. Anfang des Jahres wurde überraschend Gründungsrektor Hans Jürgen Prömel abberufen und zum ersten Oktober durch Michael Huth ersetzt. Der KI-Spezialist Huth, der in London am Imperial College gelehrt hat, weihte am 18. Oktober das erste eigene Gebäude, den Cube One, der UTN ein. Es wurden auch acht neue Professoren berufen, die in der Gründungsphase eine neue Dynamik entfalten sollen. 20 sind es bislang insgesamt.

Außerdem wird die UTN über ein eigenes Rechenzentrum verfügen. Bislang war sie mit dem der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verknüpft. Das soll nicht reibungslos abgelaufen sein. Es ist deshalb richtig, dass die UTN auf ihre Eigenständigkeit pocht und nicht nach der Erlanger Pfeife tanzen muss. Einmal Erziehungswissenschaften genügt.

“Wir wollen andere zum Staunen bringen.”

Zur Einweihung stellte sich Ministerpräsident Markus Söder in einer launigen Rede demonstrativ hinter die UTN und machte deutlich, dass er exzellente Forschungsergebnisse, die auch in der Praxis umgesetzt werden können, erwartet. Fortschritt sei nur durch neue Technologien, nicht durch Erziehung möglich, so Söders Credo und die seien nötig, um mit anderen Universitäten konkurrieren zu können: „Wir wollen andere zum Staunen bringen.“ Dafür habe die UTN mehr Freiheiten, mehr Möglichkeiten und mehr Geld.

Eingang zur “Start-up Universität” UTN im Nürnberger Süden. | Foto: © Janine Beck

Wissenschaftsminister Markus Blume setzte noch eins drauf: „Die TUN ist der Beginn einer neuen Ära.“ Es gehe nicht darum, noch mehr das zu machen, wie andere Universitäten auch machen, sondern neue Wege zu gehen. Er forderte die FAU auf, deren Präsident Joachim Hornegger anwesend war, den Fehdehandschuh Richtung UTN „einzubetonieren“. Es war ein Signal Richtung FAU, dass sie die strategische Entscheidung, eine kleine, flexible Universität in Nürnberg zu gründen, die neue Wege gehen soll, zu akzeptieren hat und ihren Widerstand gegen die Neugründung endlich aufgibt.

Der neue Gründungsrektor Michael Huth, der eine wohltuend an der wissenschaftlichen Praxis orientierte Rede hielt, versprach mit innerer Stärke, Flexibilität, Interdisziplinarität und Künstlicher Intelligenz nach internationaler Exzellenz zu streben. 2025 soll das nächste Gebäude der UTN eingeweiht werden.


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