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Wie geht es mit dem Kaufhof weiter?

Das neue Konzept für den Kaufhof soll die Innenstadt beleben und den Wandel beschleunigen.  | Foto: © Janine Beck

LoI verwandelt Leerstand in Bildungstanker

Es geht doch, ist man versucht zu sagen. Am vergangenen Donnerstag wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, ein sogenannter Letter of Intent (LoI), der die Beteiligten dazu verpflichtet, ein Konzept zu erarbeiten, wie unterschiedliche Bildungsangebote im ehemaligen Kaufhof unterzubringen sind.

Es ist eine starke Gemeinschaft, die hier etwas bewegen will. Mit der Stadt Nürnberg, der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, der Handwerkskammer Nürnberg, des Studierendenwerks Erlangen-Nürnberg, der Technischen Universität Nürnberg, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Technischen Hochschule Nürnberg sowie der NürnbergMesse sind die wichtigsten Bildungsakteure in der Region vertreten. Ja, es fehlen die Schulen, aber alles geht nicht.

Gemeinsam wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, damit in dem ehemaligen Kaufhof-Gebäude am Eingang zur Innenstadt unterschiedliche beruflich und akademische Bildungsangebote gebündelt werden. Das leerstehende Kaufhaus, das teilweise denkmalgeschützt ist, soll umgebaut und zu einem Schaufenster für die wichtigsten Bildungsakteure in der Region werden. Im Erdgeschoss ist an ein Nutzungsmix von Geschäften und Gaststätten gedacht, so die Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier. Den größten Anteil der Flächen wird wahrscheinlich die IHK-Fortbildungsakademie, die derzeit im Knoblauchsland angesiedelt ist, belegen. Die Gebäude dort müssen grundlegend saniert werden.

Für den ehemaligen Kaufhof wird an Service- und Informationsstellen für Auszubildende, Studierende, aber auch für Wissenschaftsinteressierte gedacht. Es wird versucht, die Chance zu nutzen, um gemeinsam auf die vielfältigen Möglichkeiten für Forschung, Studium, Ausbildung und Fortbildung in der Region hinzuweisen. Werbung für Bildung, das ist doch gut, und es erleichtert der nachwachsenden Generation, sich einen Überblick auf kurzen Wegen zu verschaffen, ohne sich dabei zwischen A und B zu verlaufen.

Der Kaufhof in der Nürnberger Innenstadt aus der Luft. | Screenshot: © Google Earth

Allianz der Superlative

Schon allein die Titel der Institutionen, die mitmachen, sind ja, so muss es formuliert werden, bärenstark. Besonders wichtig ist, dass sich nicht nur die Universitäten zusammenfinden, sondern auch die Kammern mit der Industrie und dem Handwerk. In einer älter werdenden Gesellschaft wird es auch immer nützlicher sein, wie der Einzelne sein Wissen im Lauf des Lebens aktuell erhält. Auch hier könnten die Informationsangebote helfen, sich einen Überblick zu verschaffen, um schnell die richtigen Ansprechpartner zu finden.

Einfach wird der Prozess nicht, denn wo viele mitreden, gibt es auch sehr unterschiedliche Interessen und die müssen in einem Konzept erst einmal miteinander verbunden werden. Es sollte allen Beteiligten klar sein, dass es ein gemeinsames Auftreten gegenüber dem Freistaat sehr erleichtert, Fördergelder von der Landesregierung zu bekommen und es muss rasch passieren, denn eine leer stehende Immobilie mitten in der Stadt lockt bestimmt auch andere Interessenten. Eine Machbarkeitsstudie muss ja nicht alles bis ins Einzelne festlegen. Aber es sollten bald Eckpunkte gesetzt werden, damit das Projekt nicht noch zerredet wird.

Mit dem Bildungstanker wird natürlich kein Geld zu verdienen sein. Langfristig ist es aber gut angelegtes Geld, wenn Heranwachsende angesichts der sinkenden Geburtenrate interessante Bildungskarrieren aufgezeigt bekommen und Trigger gesetzt werden, eine Schulbildung auch abzuschließen, eine Ausbildung aufzunehmen oder zu studieren.

Da auch beim Freistaat die Steuereinnahmen zurückgehen, weil Audi, BMW und Siemens (pars pro toto), weniger Steuern zahlen, müssen im Kaufhof Umsatzbringer integriert werden. Ein Zuschussgeschäft auf Dauer kann sich weder die Stadt noch der Freistaat leisten. Das macht IHK-Präsident Armin Zitzmann deutlich. Gleichzeitig unterstütze er aber auch das Vorhaben.

Im Moment belebt das Projekt "Zukunftsmusik" mit Kunst und Kultur den Bereich um das leerstehende ehemalige Kaufhof-Gebäude. | Foto: © Janine Beck

Genuss für Geist und Gaumen

Bei einem Nutzungsmix, der Gewinn abwirft, bietet sich natürlich Gastronomie mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln aus der Region an. Ein Schaufenster für ein kulinarisches Franken, das noch immer mit vielen Produkten als ein Alleinstellungsmerkmal prunken kann, wäre wunderbar für Einheimische wie für Touristen. Das muss neben der Machbarkeitsstudie entwickelt werden.

In der Vergangenheit haben solche Gemeinschaftsinitiativen in der Region meistens nicht geklappt. Erinnert sei nur an den Gewerbepark für Hightech-Unternehmen im Knoblauchsland, den Nürnberg, Fürth und Erlangen gemeinsam in den Neunzigerjahren entwickeln wollten. Es wächst dort heute noch immer Spargel und es wurde viel Geld versenkt. Ein wesentliches Hindernis war, dass sich die Städte nicht einigen konnten, wie die Kosten der gemeinsamen Infrastruktur auf die Städte aufgeteilt werden könnten. Die Bahn machte Schwierigkeiten, wo die Haltestelle hinkommen soll. Am Ende wurde das Projekt einfach zu teuer.

Der regionale Gedanke, dass man gemeinsam stärker ist, wurde zwar oft formuliert, doch außer beim politischen Konstrukt der Metropolregion zu selten umgesetzt. Hingewiesen sei nur auf die gemeinsame Feuerwehr für die drei Städte im Knoblauchsland. Aus Angst vor einem Nürnberger Imperialismus und den eigenen Feuerwehren machten Fürth und Erlangen nicht mit, obwohl es für die Städte finanziell lohnend gewesen wäre. Doch Feuerwehren sind, wie wir aus dem Vorgang gelernt haben, sehr stark identitätsbildend für Dörfer wie für Städte.

Beim geplanten Bildungstanker im Kaufhof wird hoffentlich der gemeinsame Gedanke überwiegen, dass Bildung der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft ist und die Ressourcen gebündelt werden müssen, es muss nicht jeder alles anbieten. Immerhin ist mit Nürnberg nur eine Stadt dabei. Wenn Fürth und Erlangen diese übergeordnete Leitidee mittragen, dann könnte es mit der Bildung und dem Genuss im Kaufhof etwas werden. Bei der Machbarkeitsstudie wird auch der City Point, der einem potenten Investor gehört, mit eingebunden. Erste Ergebnisse sollen schon im Frühjahr vorliegen.

Oberbürgermeister Marcus König verspricht sich von dem Konzept eine erhebliche Belebung der Innenstadt und eine Beschleunigung des Transformationsprozesses. Langfristig will die Stadt das Kaufhofgebäude nicht in ihrem Besitz behalten. Christine Kayser, Fraktionsvorsitzende der SPD, freute sich, dass mit der Machbarkeitsstudie unter einer Leitidee eine ihrer Anregungen aufgenommen wurde.


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