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Alles hängt am Geld

Denkmalgeschützter Sanierungsfall: Die Meistersingerhalle wartet seit Jahrzehnten auf ihre Modernisierung. | Foto: © Janine Beck

Nürnbergs Schuldenberg: 99 Millionen Euro höher

Der Stadtrat hat durch das zeitliche Schieben von Projekten den Haushalt für das nächste Jahr gerade noch einmal zur Deckung gebracht. Ausgenommen von der Verschiebungsaktion sind ausdrücklich Investitionen in Kindertagesstätten, Schulen und Nahverkehrsprojekte bei der Straßenbahn.

Geplant sind für 2025 neue Schulden in Höhe von 99 Millionen Euro. Das würde den Schuldenstand Nürnbergs auf 1,9 Milliarden Euro erhöhen. Ein stattlicher Betrag.

Insider unken derzeit schon, dass die Debatten in diesem Jahr nicht einmal eine Ahnung von den kommenden Auseinandersetzungen um die kommunalen Finanzen geboten haben, die 2026 anstehen. Erst im nächsten Jahr werden die Folgen der dahindümpelnden Konjunktur so richtig deutlich werden. Es werden Nürnberg schlicht, wie den anderen Kommunen auch, Einnahmen aus der Gewerbesteuer und Fördergelder von Bund und Land fehlen.

Zu den Hafenbrücken, dem Opernhausinterim und vielen Schulneubauten kommen neue wichtige Investitionsvorhaben hinzu.

Technik von gestern: In der Meistersingerhalle fehlen mittlerweile selbst für simple Reparaturen die Ersatzteile. | Foto: © Janine Beck

Technik versagt, Kultur verstummt

Die Meistersingerhalle ist seit 1963 in Betrieb und wurde noch nicht einmal grundlegend saniert, was sich an der wachsenden Zahl von technischen Problemen zeigt. Für elektronische Bauteile gibt es zunehmend keine Ersatzteile mehr. Was nach 61 Jahren auch keine Überraschung ist.

Vor rund fünf Jahren gab die Stadt den Plan mit einem Ringtausch, in dessen Zentrum die Meistersingerhalle war, auf. Es sollte damals ein Konzerthaus mit bester Akustik entlang der Münchner Straße gebaut werden, das zunächst als Interim für die Sanierung des Opernhauses genutzt werden sollte. Die Meistersingerhalle wäre parallel zu einem Kongresszentrum umgebaut worden.

Angesichts des Geldmangels der Stadt und dem Problem, dass ein Konzerthaus, das ein Opernhaus-Interim für etliche Jahre sein soll, danach nur mit viel Geld zu einem Konzerthaus umgerüstet werden kann, zerplatzten die Träume der Musikliebhaber – wohl auf Dauer.

Die Meistersingerhalle blieb während all der Jahre unsaniert. Zunächst mit dem Verweis, dass es ein neues Konzerthaus geben wird und es deshalb wohl keine Musikveranstaltung mehr in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude geben würde. Doch das war falsch.

Weil aber der Sanierungsbedarf hoch ist und in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird, gibt es zunehmend weniger Veranstaltungen in der Meistersingerhalle. Das Missverhältnis von Einnahmen und Ausgaben wird weiter auseinandergehen. Von Maßnahmen zur notwendigen Verbesserung der Meistersingerhallen-Akustik lässt sich derzeit nur träumen. Angesichts der desolaten Haushaltslage wohl noch viele Jahre.

300-Millionen-Projekt: Stadt könnte Club mit Garantien unterstützen. | Foto: © Janine Beck

Geschenktes Land als Stadion-Rettung?

Ein weiteres Großprojekt ist im Haushalt nur mit einigen kleineren Pauschalen enthalten: Die Sanierung des Stadions, die eigentlich ein Neubau ist, soll Ende des Jahrzehnts starten. Dass sich das Stadion finanziell rechnet, wurde in diesem Jahr vom Club und von der Stadtverwaltung präsentiert und der Stadtrat hat auch grundsätzlich dem Konzept für eine rund 300 Millionen Euro teure Arena, mit der Geld verdient werden kann, zugestimmt.

Wie wichtig die Verbesserung der Einnahmensituation beim Club ist, machte jüngst die Jahreshauptversammlung deutlich. Die Schulden steigen stetig.

Doch für das Projekt “neues Stadion” wird eine grundsätzliche Anfangsfinanzierung benötigt. Die Stadt will dafür ihren finanziellen Anteil mit den eingesparten Sanierungskosten des aktuellen Stadions einbringen und der 1. FC Nürnberg sucht noch nach einer Immobilienlösung, seine benötigten 30 Millionen Euro zu finanzieren. Er möchte deshalb einen Teil seines Trainingsgeländes am Valznerweiher für Wohnbau verkaufen.

Doch so einfach ist das nicht, denn die Anlieger in Zabo sind nicht gerade von dem Neubauvorhaben begeistert, das Gelände muss außerdem für Wohnbau teuer erschlossen werden und der Club benötigt neue Trainingsplätze. Die Suche läuft.

Gelöst ist auch noch nicht das rechtliche Problem. Der Club, der einen Teil seines Geländes am Valznerweiher vom Freistaat praktisch geschenkt bekam, weil es um eine Sportnutzung ging, möchte das Grundstück jetzt teuer für eine Immobiliennutzung verkaufen. In den sechziger Jahren machte es offenbar noch nichts aus, dass der 1. FC Nürnberg ein Profiverein war und der Freistaat sowie die Stadt ihm mit Grundstücken bei finanziellen Problemen half.

Bayern 07: Eine Million fehlt zum Traditionserhalt

Etliche Amateurvereine in Nürnberg würden sich ebenfalls über großzügige Geschenke aus München freuen. Etwa der Schwimmverein Bayern 07, der sein 50-Meter-Becken im kommenden Jahr sanieren muss, und dafür nicht über ausreichend Geld verfügt.

Jetzt soll die Wasserfläche des Bads von derzeit 2600 Quadratmeter auf rund 1300 Quadratmeter verringert werden. Ein Sündenfall, denn das Freibad ist eines der schönsten Bäder in Nürnberg. Noch dazu mit viel historischem Charme und Baumbestand. Aber das nur ganz nebenbei und förderungstechnisch könnte München nicht helfen.

Zurück zum Club und den 30 Millionen Euro, die er aufbringen muss, damit das finanzielle Konzept für den Umbau bzw. Neubau aufgeht. Angesichts der finanziellen Lage, kann die Stadt das Club-Trainingsgelände auch nicht als Baugrundstück kaufen und so dem Verein das Geld vorschießen. Das werden Nicht-Fußballanhänger wohl nicht akzeptieren.

Aber vielleicht könnte die Stadt einem Investor eine Garantie einräumen, dass die Grundstücke tatsächlich Baugrundstücke werden, damit das Geld für den Stadionumbau vorhanden ist und der Bau begonnen werden kann. Der Aufschlag bei den Eintrittskarten für einen Stadionumbau ist zwar richtig, aber der wird nicht genügen.


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