Das neue Stadion soll im Ligabetrieb eine Kapazität von bis zu 50.000 Plätzen bieten und sowohl Spitzensport als auch Breitensport fördern. | Illustration: © Paul Blotzki

 
 

Das neue Stadion verändert die Sportwelt in Nürnberg grundsätzlich…

… aber natürlich nur, wenn die Planungen auch komplett umgesetzt werden und es kein Stückwerk geben wird: Neues Fußballstadion, neue Freizeit- und Gesundheitsangebote im Stadionrund und einen neuen Sportcampus für den Breitensport mit kleinem Leichtathletikstadion im Umfeld des Max-Morlock-Stadions.

Bürgermeister Christian Vogel, der an der Stadtspitze für das Stadion zuständig ist, hat aus den vielen geplatzten Stadionträumen in den vergangenen Jahren gelernt: Es geht nicht um die schönste Vision eines Fußballballstadions, sondern um eines, das möglich und finanzierbar ist.

Elementare Voraussetzung dafür ist eine solide Ermittlung der Grundlagen, die hat er jetzt vorgelegt und diese sollen vom Stadtrat am kommenden Mittwoch, 19. Juni, beschlossen werden, was angesichts der der Einigkeit von CSU und SPD wohl als sicher gilt. Die Pläne der Club-Verantwortlichen in der Vergangenheit, die vor allem der ehemalige Manager Martin Bader immer wieder ins Spiel gebracht hatte, waren mehr Luftballons, die mit Wünschen und Sehnsüchten gefüllt waren, als Planvarianten auf einem Zahlenfundament.

Achteck bleibt, denkmalgeschützten Fassade bleibt, Laufbahn verschwindet. | Foto: @ Janine Beck

Das Max-Morlock-Stadion müsste angesichts der zunehmenden Zahl der Reparaturen für viel Geld in den nächsten Jahren saniert werden und wäre dann immer noch nicht konkurrenzfähig im Vergleich zu anderen Bundesliga-Stadien. Sprich: Mit ihm kann angesichts der geringen Zahl von gehobenen Sitzplätzen zu wenig Geld erwirtschaftet werden, was sich auch negativ auf die Finanzen des Clubs auswirkt.

Ein wirtschaftlich fundiertes Konzept

Vogel hat sich in den vergangenen vier Jahren mit seinem Team viel Mühe gemacht, ein auf wirtschaftlichen Fakten beruhendes Konzept zu erarbeiten, nach dem bis 2031 oder 2032 ein Stadion gebaut werden kann. Bei der Präsentation der Rahmenbedingungen und Kalkulationsgrundlagen im Rathaus wurden viele Fixpunkte genannt. Es soll ein neues Stadion ab 2028 gebaut werden, das mit 40.000 Sitzplätzen bei internationalen Fußballspielen so groß ist wie das Morlock-Stadion. Im Ligabetrieb ist die Umwandlung von einem Teil der Sitzplätze in 10.000 Stehplätze möglich.

 
 
Die wichtigste Botschaft aus den Voruntersuchungen war, dass das neue Stadion sich rechnet und kein dauerhafter Zuschussbetrieb für die Stadt Nürnberg werden muss.
 
 

Dass Vogel auch kleinere Stadiongrößen geprüft hat, war wichtig, um den möglichen Vorwurf zu entkräften, dass das Stadion für die sportliche Leistungskraft des 1. FC Nürnberg zu groß ist. Aber kleinere Stadien sind nur unwesentlich billiger und mit ihnen kann deutlich weniger Geld erwirtschaftet werden. Die Stadionmacher müssen immer die Internationalität des neuen Stadions im Blick haben, nur dann gehen die finanziellen Prognosen auf. Ein kleines, regionales Fußballstadion ist weder für mögliche Investor noch für den Freistaat mit seinen Fördermaßnahmen interessant.

Die wichtigste Botschaft aus den Voruntersuchungen war, dass das neue Stadion sich rechnet und kein dauerhafter Zuschussbetrieb für die Stadt Nürnberg werden muss. Ziel ist, mit zusätzlichen Angeboten im Stadionrund mehr Geld zu erwirtschaften.

Langjährige Beobachter werden begonnen haben, sich die Augen zu reiben, denn bislang schien es unmöglich, dass der Club in der Lage ist Millionen für den Bau eines neuen Stadions aufzubringen. Kalkuliert wird der Stadionneubau derzeit mit 290 Millionen Euro. 2028 sollen die Kosten aufgrund der Preissteigerungen dann schon bei zwischen 317 und 372 Millionen Euro liegen.

Die Suche nach Investoren und Finanzierungspartnern

Die Projektgruppe für den Stadionbau sieht es als realistisch an, dass Club und Stadt je 30 Millionen Euro aufbringen können. Bei den derzeit aktuell gültigen Zinssätzen sieht Vogel kein Problem, die nötigen Kredite mit den Erlösen aus dem Betrieb des neuen Stadions zu finanzieren und zu tilgen.

Die Stadt möchte ihre 30 Millionen Euro durch den Verzicht auf aufwändige Sanierungsmaßnahmen des Max-Morlock-Stadions aufbringen. Der Club möchte einen Teil seines Geländes am Valznerweiher für Wohnungsbau verkaufen und sucht auch noch nach einem Investor, der zwar Geld verdienen soll, aber eben nicht allein auf die Rendite schaut.

Max-Morlock-Stadion – bleibt der Name? | Foto: @ Janine Beck

Bislang haben sich die Weltmarktführer in der Region, die das Potenzial haben, beim Club und beim Stadion einzusteigen, geziert, mitzumachen. Angesichts des vom 1. FC Nürnberg und der Stadt Nürnberg solide durchgeplanten Konzepts, Risiken inklusive, wäre es aber doch reizvoll, wenn Adidas oder Puma von Anfang an dabei sind. Die Stadt könnte auch einmal bei Nike vorsprechen, ob es nicht attraktiv wäre, die mittelfränkischen Sportartikelhersteller in ihrer Heimat vorzuführen.

Bis der Club seine 30 Millionen Euro zusammen hat, müssen noch etliche Hürden überwunden werden. An erster Stelle: Der Teilverkauf des Geländes am Valznerweiher dürfte von den Anliegern sehr kritisch begleitet werden und es muss auch erst einmal ein Flächennutzungsplan aufgestellt werden. Das dauert mindestens zwei Jahre plus. Auch muss der Club Ersatzflächen für den Amateursport finden.

Der Sport-Campus: Ein Gewinn für die Stadt

Das Projekt, neue Anlagen für den Breitensport mit einem kleinen Leichtathletikstadion und eine Multifunktionsarena für unterschiedliche Sportarten im Umfeld des Stadions zu schaffen, ist richtig, weil es ein Qualitätsgewinn durch Bündelung ist und sollte unbedingt verfolgt werden. Vogel spricht von einem Sport-Campus zu dem auch eine neue Trainingshalle für den Eishockeynachwuchs neben der Arena gehört.

 
 

Perspektivszenario Campus Sport | Quelle: © Stadt Nürnberg

 
 

Aber die Zahl der Bedenkenträger und Gegner wird groß sein. Allen voran der Bund Naturschutz. Vielleicht erkennt er aber rechtzeitig, dass es bei dem Gesamtkonzept zwar um den Umbau eines Stadions für den Profisport geht, aber in seiner Gesamtheit geht es um bessere Sport- und Freizeitangebote für alle Nürnbergerinnen und Nürnberger, die das auch einfordern.

Es wäre schön, wenn sich in der Stadt ein neues Denken durchsetzen würde, das von wechselseitigem Vertrauen bei den Planungen und nicht von Zuspitzung oder Angst geprägt ist. Es geht nicht um Sonderinteressen, sondern um den Sport in seiner Gesamtheit, der Profis, Amateure und Bewegungsdilettanten umfasst.

Vielleicht rafft sich auch Siemens auf und nutzt den neuen Stadionbau, der genügend Räume hat, für seine Gesundheitsprodukte, die vor Ort getestet werden können. Das neue Stadion wäre dann das Zentrum eines Fitness- und Sportparks, der Angebote für alle hat.

Fazit: Ein Projekt für die Zukunft

Die Gegner sollten zwei Dinge bedenken: Das neue Stadion kommt, wenn nicht wieder die Finanzmärkte verrücktspielen, in jedem Fall. Der Sportcampus nur dann, wenn alle Interessenträger mitspielen.

Und: Das neue Konzept knüpft an den Ursprung des Geländes in den 20er-Jahren als Stadion und Stadionbad samt Sportplätzen für die ganze Bevölkerung Nürnbergs unter finanziell schwierigsten Bedingungen geschaffen wurde. Der Sportcampus wäre außerdem eine demokratische Antwort auf die Militarisierung des Sports während der Reichsparteitage mit den Kampfsportgruppen und monotonen Aufmärschen am Dutzendteich und im Stadion.

 

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