Da fehlt doch etwas in diesem Mai

 

Ohne Mäzene keine Muse. | Illustrationen: © Paul Blotzki

Ja, die Blaue Nacht!

Seit 25 Jahren konnten Nürnbergerinnen und Nürnberger sich auf die Blaue Nacht im Mai freuen. 70 bis 80 Institutionen aus dem Kunst- und Kulturbereich öffneten ihre Türen und wollten Lust auf Ausstellungen und Veranstaltungen machen.

Die erste Blaue Nacht fand übrigens im Rahmen des 950-jährigen Stadtjubiläums von Nürnberg statt und wurde so gut angenommen, dass die Stadt sich zu einem jährlichen Rhythmus entschloss. Ausgenommen waren nur die Covid-Jahre. Rund 150.000 Besucher kamen im Durchschnitt zum bunten Programm in einer leider meist kalten Mainacht.

 
 

Burgprojektion “Beneath the Surface” von Hombre SUK | Quelle: © Ralf Moll, Stadt Nürnberg

 
 

Mal war das Programm spektakulär, mal banal, mal professionell, mal dilettantisch. In jedem Fall war es ein Kultur-Jahrmarkt, der die Spannweite und die Vielfalt des kulturellen Angebots in Nürnberg deutlich machte. In der Regel machte das Bummeln und Suchen nach Überraschungen auch Spaß. Die Qualität einer solchen Veranstaltung hängt natürlich auch vom eingesetzten Geld ab.

Sparflamme statt Feuerwerk

Bei den Haushaltsberatungen im Herbst 2022 beschloss der Stadtrat bei der Blauen Nacht zu sparen und sie nur noch alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. Im Gegenzug durften das Bardentreffen und die beiden Konzerte im Rahmen von Klassik im Park im jährlichen Rhythmus bleiben. Leider wurde aber das Feuerwerk nach dem ersten Konzert gestrichen.

So richtig groß war der Sparbeitrag aber nicht. Rund 500.000 Euro hat zuletzt eine Blaue Nacht gekostet. Von diesem Betrag müssen über 330.000 Euro abgezogen werden, die über Eintrittskarten und Sponsoren finanziert werden. Das ist ein sehr guter Kostendeckungsgrad für eine Kulturveranstaltung.

Zum Vergleich: Bei einem Kartenpreis des Staatstheaters zwischen 31 und 45 Euro müssen je nach Sparte über 150 Euro zu jeder Karte zugeschossen werden, sonst gibt es keine Aufführungen im Opern- oder Schauspielhaus. Das hat die städtische Finanzverwaltung errechnet. Pro Besucher der Blauen Nacht spendiert die Stadt nur circa 90 Cent.

Der Vergleich hinkt natürlich, denn die Blaue Nacht baut zum größten Teil auf den vorhandenen kulturellen Einrichtungen auf und lebt von ihren Angeboten. Damit soll nur deutlich gemacht werden, dass das kulturelle Angebot in Nürnberg auch ganz niedrige Zugänge hat. Aber auch, wie beim Opernhaus über kulturelle Perlen verfügt. Es ist für jeden etwas dabei und sehr vieles ist umsonst wie große Teile der Blauen Nacht. Ganz umsonst bleiben Bardentreffen und Klassik im Park.

Das heißt aber nicht, dass andere kulturelle Veranstaltungen nichts kosten. Es wird Eintritt verlangt, der aber nie die Kosten der Aufführungen deckt. Die Stadt schießt oft, wie beim Staatstheater mächtig zu, damit Interessierte sich überhaupt Oper und Theater leisten können. Neben der Stadt finanzieren außerdem viele Spender und Sponsoren die kulturellen Veranstaltungen.

Sollten sich diese in Zukunft zurückhalten, dann würde das kulturelle Programm wie die Realisierung weiterer Projekte im Kulturbereich sehr blutarm daherkommen oder einfach nicht mehr möglich sein. Ohne das Engagement der Sparda-Bank sowie der Rudolf und Henriette Schmidt-Burkhardt-Stiftung gäbe es die Konzerte im Luitpoldhain in Nürnberg nicht.

Sponsoren & Spenden: Lebenselixier der Nürnberger Kultur

Im neuesten Spenden- und Sponsorenbericht, den die Stadtverwaltung für das Jahr 2022 gerade vorgelegt hat, wird detailliert aufgezeigt, woher die etwas über eine Million an Sponsoring-Gelder und die 2,8 Millionen Euro an Spenden kommen.

Da gibt es 600.000 Euro von der Zukunftsstiftung der Sparkasse für den Baumwipfelpfad im Tiergarten. Das ist der größte Betrag. Es gibt natürlich viele kleinere Summen. Die Tucher-Brauerei spendiert 8000 Euro für den Wettbewerb Nürnberger Herz oder die Siemens AG unterstützt die Stadtteilpatenschaft Gibitzenhof-Rabus mit 27.070 Euro. 1575 Euro kommen von der Falk-Stiftung für Gesundheit und Bildung. Damit wird der Besuch des Tiergartens für Hortkindern finanziert.

Die Spender-Liste umfasst 192 Positionen, die der Sponsoren 181. Sicher, es könnten noch mehr sein, denn die Freien Träger im Kulturbereichen kommen finanziell kaum über die Runden.

Das Spendenaufkommen und die Hilfsgelder von Sponsoren schwanken natürlich. 2010 begann es mit 578.000 Euro an Sponsorengeldern, bei den Spendern waren es im gleichen Jahr 928.000 Euro. 2021 gab es mit 5,6 Millionen Euro an Spenden den bisherigen Höhepunkt.

Sicherlich, es geht bei der finanziellen Unterstützung von kulturellen Projekten oft um Werbung. Aber wer Geld gibt, macht es freiwillig und zur Freude anderer. Trotzdem muss die Stadt die lange Liste der spendierten Gelder einmal genauer anschauen, ob sich überall engagiert wird. Es macht zum Beispiel bei der Blauen Nacht keinen Sinn, alles erhalten zu wollen, wenn die Sponsorengelder zäh fließen. Dann muss man sich eben auf eine reine Museumsnacht konzentrieren.

Ja, die Blaue Nacht fehlt, und die nächste findet leider erst am 10. Mai 2025 statt. Es schadet aber nichts, wie bei den anderen Projekten und Veranstaltungen auch, einmal nachzuschauen, ob es noch Sinn macht, oder ob neue kulturelle Formate nicht vielmehr eine Unterstützung nötige hätten.

 

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