Illustration: Paul Blotzki

 

Grünflächen-Aufwertung dauert zu lange

Geduld lässt sich zusammen mit Amateur-Gärtnern einüben. Wenn sie einen Fehler machen, dann wird das Resultat meistens erst im nächsten Jahr bemerkt. Hat der Aprikosenbaum einen zu sonnigen Platz bekommen, dann gibt es wahrscheinlich keine Früchte, weil die Knospen zu früh austreiben und noch von einem Frühlingsfrost erwischt werden. Die Pflege der Natur, wenn sie gelingen soll, braucht Zeit. Baumkenner schätzen, dass es 20 Jahre dauert, bis neu gepflanzte Bäume so richtig von den Betrachtern wahrgenommen werden. 

 
 

Wer aber über Geduld verfügt, der hat oft das Gefühl, dass sie missbraucht wird. Der Masterplan Freiraum der Stadt Nürnberg, der immerhin schon vor zehn Jahren beschlossen wurde, ist die Grundlage dafür, dass sich die Stadt inzwischen verstärkt um grüne Nischenflächen, Neudeutsch Pocket Parks, in der Altstadt kümmert. Das ist selbstverständlich richtig, auch wenn die Flächen oft nicht groß sind. Sie lockern aber doch die dichte Bebauung auf. Aber es dauert und zwar zu lange. Wenn etwas vom Stadtrat entschieden ist, dann möchten die Menschen auch, dass es umgesetzt wird. Jahrelanges Warten sorgt für Frustration. Sogenannte Vorratsbeschlüsse des Stadtrats sollten deshalb vermieden werden. 15 Jahre auf etwas zu warten, macht wenig Sinn.

 

Was Pocket Parks alles können

  • Senkung der Oberflächen- und Umgebungstemperatur durch Vegetation und Bodenfeuchtigkeit

  • Verbesserung der Luftqualität

  • Verbesserung der Lebensqualität für Bewohnerinnen und Bewohner

  • Verringerung des Energieverbrauchs für die Kühlung und Reduktion der CO²-Emissionen

  • Förderung und Erhöhung der Artenvielfalt

  • Raum zum Durchatmen

 
 

Vom Warten und Wünschen

Warum ist aber die Umsetzungszeit bisweilen so lang? Das hat viele Gründe. Natürlich fehlt es immer am Geld. Aber auch die Planungs- und Bürgerbeteiligungsprozesse können sich ziehen. Derzeit gibt es auch zu wenig Firmen, die Kapazitäten für Umgestaltungen haben. Beispiele: Die drei Öffnungen der Altstadt zur Pegnitz hin wurden vor 15 Jahren von der heutigen SPD-Fraktionsvorsitzenden Christine Kayser vorgeschlagen. Der Widerstand gegen die Umbauten, auf der Insel Schütt, beim Hallertor und beim Kettensteg, die auch mit einer grünen Aufhübschung verbunden sind, war bei den Anliegern groß. Aber die kleinen Plätze sind richtig gut geworden. Auch beim Haupt- und Obstmarkt gibt es schon seit Jahren feste Planungen. Immerhin, der Obstmarkt scheint demnächst eine grüne Kleinoase zu werden. Auch der Platz neben dem Pellerhaus.

Grüne Verheißungen für 2030

 
 

Mit der für 2030 geplanten Landesgartenschau, die nicht, wie alle anderen Vorgängerinnen, auf einem eigenen Gelände stattfindet, sondern mehr Grün in die Stadt an verschiedenen Orten hineintragen soll, will Nürnberg grüner werden. Zumindest ist das das Ziel. Damit aus den grünen Nischen ein Netz wird, haben die Planungen gerade begonnen. Geld dafür hat die Stadt nicht. Aber dass mehr gestaltete Grünflächen der Stadt guttun, daran gibt es keinen Zweifel. 

 
 

Schon einmal wollte Nürnberg eine Bundesgartenschau durchführen. Vor rund 25 Jahren hatte Nürnberg auch den Zuschlag erhalten, im Südwesten eine Bundesgartenschau zu inszenieren. Die Prospekte waren gedruckt. Doch dann musste die Stadt das Projekt wieder zurückgeben. Peinlich, aber finanziell ehrlich. Es würde die Geduld der Nürnbergerinnen und Nürnberger überstrapazieren, wenn es wieder nur schöne Absichtserklärungen für 2030 gibt und das Grün in der Stadt nicht nachhaltig aufgewertet wird. Das wäre wieder ein Fall von missbrauchter Geduld.

 
 

Pocket Park Nonnengasse

🌳

Hesperidengärten

🐝

Nägeleinsplatz

🌬

Pocket Park Peststadel

🌿

RochusPark

🌷

Pocket Park Marientorzwinger

🦜

Pocket Park Nonnengasse 🌳 Hesperidengärten 🐝 Nägeleinsplatz 🌬 Pocket Park Peststadel 🌿 RochusPark 🌷 Pocket Park Marientorzwinger 🦜

 

Fotonachweise: RochusPark, Stadt Nürnberg • Pocket Park Marientorzwinger, Landschaftsarchitekten Hackl & Hofmann

 

Mehr Artikel

Zurück
Zurück

Schießscharten-Architektur: Die Rückkehr des Mittelalters

Weiter
Weiter

Wissenschaft braucht Platz