TH und UTN brauchen ein eigenes Profil und keine Kettenspiele des BN

 

Die Ostseite des Cramer-Klett-Parks.

 
 

Vor vier Wochen wurde in dieser Kolumne darüber berichtet, dass der Bund Naturschutz (BN) an der Ostgrenze des Cramer-Klett-Parks in Nürnberg eine Erweiterung der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm (TH) verhindern möchte. Allen voran der neue Vorsitzende vom Bund Naturschutz, Klaus Peter Murawski.

Die Rolle des Bund Naturschutz (BN)

Es wurde nach Erscheinen des Blogs auch prompt wieder eine bescheidene Demonstration oder war es eine Mahnwache (?) organisiert, die erneut suggerieren sollte, dass durch den Erweiterungsbau wertvolle Bäume gefällt werden müssen, was aber nicht der Fall ist.

Das Konzept ist so gehalten, dass auf der Brache um den historischen Baumbestand herumgebaut wird. Ein Versuch, Ökologie und Ökonomie zu versöhnen, denn der geplante Bau liegt in Laufnähe der schon vorhandenen Ohm-Gebäude. Der Vorwurf, dass mit dem Neubau der TH eine Kaltluftschneise zerstört wird, stimmt so nicht, denn dem Erweiterungsbau würde ein umgebauter Hochbunker gegenüberstehen, der die Schneise für Kaltluft schon seit Jahrzehnten ausbremst. Da ändert sich nicht viel.

Das ehemalige Jugendwohnheim Rädda Barnen

 
 

Quelle: Screenshot Google Maps

 
 

Es handelt sich bei dem Standort für die TH um die Fläche der ehemaligen Lehrlingsunterkunft Rädda Barnen, die aus zwei Holzhäusern bestand. Nachdem sie marode waren, mussten sie vor einigen Jahren abgerissen werden. Danach einigte sich der Stadtrat darauf, das Grundstück, das schon einmal bebaut war, der TH zur Verfügung zu stellen. Das war auch richtig, weil es sich nicht um eine Zerstörung von Grünflächen handelte, sondern um eine Brachfläche entlang der viel befahrenen Hirsvogelstraße. Das Entwicklungspotential als Erweiterungsfläche für den Cramer-Klett-Park ist gering.

Ideen und Realität: Murawskis Ansichten

Doch Murawski, der sich in den vergangenen Monaten mehrfach mit Vorschlägen in Szene gesetzt hat, die keine Probleme lösen, ihn aber scheinbar als Öko-Strategen ausweisen, hat das Thema okkupiert.

 
 
Cramer Klett Park, Westseite
 
 

Er suggeriert dabei, dass der gesamte Park in Gefahr ist, bebaut zu werden, was die Parteien im Stadtrat wieder einmal als Umfaller bei ihrem Versprechen, mehr Grün in die Stadt zu bringen, aussehen lassen würde. Nach dem Motto „Höhö, ihr versprecht mehr Grün und baut die Stadt zulasten des vorhandenen Grüns zu.“ Murawski ist auch nicht davor zurückgeschreckt, seine Lebenspartnerin an einem der Bäume symbolisch anketten zu lassen. Der Baum ist im Übrigen überhaupt nicht in Gefahr.

Entscheidungen und Herausforderungen

Da aber Parteien im Stadtrat Angst davor haben, Bilder von an Bäumen angeketteten Menschen im Internet zu bekommen, sollten die Pläne für den Erweiterungsbau zunächst aufgegeben werden. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen, denn der Freistaat will weiter die Brachfläche für die TH ankaufen, wenn der Stadtrat mitmacht. Es soll jetzt nach der Landtagswahl entschieden werden. Ob die Stadträtinnen und Stadträte einmal den Mumm haben, dem Bund Naturschutz zu widersprechen, wenn er für die Stadtentwicklung mit seinem Anliegen einmal falsch liegt, wird sich erst dann erweisen.

Zukunftsperspektiven für TH und UTN

Bei diesem Vorgang zeigt sich wie in einem Brennglas das ganze Dilemma in Nürnberg, eine langfristig gelungene Stadtentwicklung auf den Weg zu bringen. Vor zwanzig Jahren haben Stadt und Freistaat versäumt, sich die Gelände des ehemaligen Milchhofgeländes am Dürrenhoftunnel als Entwicklungsgelände für die Technische Hochschule zu sichern. Für die TH blieb Flickwerk, wie das schaurige Bestellgebäude für die Ausbildung der Architekten und der Neubau auf dem weit weg von der Zentrale gelegenen ehemaligen AEG-Gelände, belegen.

Strategische Planung ist gefragt

Derzeit ist sogar im Gespräch, TH-Gebäude auf dem Grundstück entlang der Münchner Straße der neuen Technischen Universität Nürnberg (UTN) anzusiedeln. Als Ausweichquartier für die Rädda Barnen Fläche, die nicht mehr bebaut werden soll. Das würde den Zukunftstanker UTN in seinen Entwicklungsmöglichkeiten einengen, denn er müsste langfristig Flächen an die TH abgeben. Was einmal steht, würde aber niemals wieder aufgegeben werden, ist zu befürchten. TH und UTN miteinander zu verschränken, bedeutet, die TH weiter zu zersplittern und dem Newcomer Technische Universität Chancen zu nehmen. Sie soll ja ein Leuchtturmprojekt für die Zukunft Nürnbergs und der Region werden und kein Überlaufbecken für die TH sein. Bislang gibt es eine klare Strategie für die UTN, bei der TH wird von Teilen der Politik beklagt, dass sie keine hat, was im Übrigen nicht stimmt. Die Politik müsste sich halt auch einmal an Absprachen mit der TH halten und nicht vor BN-Kettenspielen an Bäumen zurückschrecken. Das ist keine Diskussionskultur mehr, sondern ein Denken in apokalyptischen Bildern des BN. Unter Aufklärung kann man auch etwas anderes verstehen.

Am Ende mischt man den beiden Hochschulen etwas zusammen, so ist zu befürchten, was den Profilen von TH und UTN schadet. Vielleicht hilft es, wenn die politisch Verantwortlichen sich einmal mit dem Begriff „Strategie“ auseinandersetzen. Da geht es um langfristige Planung und wie man diese konsequent und flexibel umsetzt. Ein Blick ins Netz genügt. Aber Mann oder Frau müssen erst einmal wissen, was sie wollen.

 

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