CSU fordert Kaufhof-Abriss trotz Denkmalschutz
Die CSU präsentierte ein Abriss-Exposé für den denkmalgeschützten Kaufhof – vor der Stadtratsentscheidung zur Machbarkeitsstudie. | Foto: © Janine Beck
Überraschender Vorstoß ohne Absprache
Die CSU-Stadtratsfraktion im Nürnberger Stadtrat hat sich in der vergangenen Woche überraschend für einen Abriss des Kaufhofs in der Innenstadt ausgesprochen.
Überraschend deshalb, weil erst Ende Juni die Stadträte über die Machbarkeitsstudie zum Kaufhof diskutieren und entscheiden, wie die unter Denkmalschutz stehende Immobilie entwickelt werden soll.
Exposé ohne Absprache
Stolz präsentierten der CSU-Fraktionsvorsitzende Andreas Krieglstein, Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier (CSU) und CSU-Stadtrat Michael Kraus ein Exposé, wie eine Neubebauung nach dem Abriss aussehen könnte.
Investor im Hintergrund oder Wahlkampf-Theater?
Das verwundert: Gibt es schon einen Investor mit konkreten Plänen und lassen sich die CSU-Politiker als privatwirtschaftliche Immobilienentwickler einbinden? Stammen die Pläne aus der CSU-Stadtratsfraktion direkt? Oder ist das nur Makulatur-Papier, das Fakten vortäuscht und es noch gar keinen Investor gibt? Es gibt Vermutungen, aber keine Antworten.
SPD und OB König außen vor gelassen
Sicher ist aber, dass das Vorgehen an der SPD vorbei gemacht wurde, obwohl man mit den Genossen die Machbarkeitsstudie beschlossen hat. Immerhin sind CSU und SPD noch enge Partner im Stadtrat.
Offenbar waren auch Oberbürgermeister Marcus König und Baureferent Daniel Ulrich nicht eingeweiht. Bei einem Immobilienprojekt dieser Größenordnung im Herzen der Altstadt!
Vielleicht war es auch nur eine Profilierungsaktion im Rahmen des sehr früh einsetzenden Kommunalwahlkampfs. Oder doch nicht? Aber mit Ideen, die einem Investor Geld in die Taschen schaufeln, ist wohl wenig gewonnen.
30-Millionen-Kauf als Steuerungsinstrument
Den ehemaligen Kaufhof, den Altstadtfreunde und Ministerpräsident Markus Söder am liebsten schon vor einem Jahr abgerissen hätten, hatte die Stadt Nürnberg 2024 für knapp über 30 Millionen Euro gekauft. Insider munkelten, dass das zehn Millionen Euro zu teuer sei. Allerdings erwarb die Stadt das Kaufhof-Parkhaus mit, was zu einem insgesamt fairen Preis führte.
Der Kaufhof in der Nürnberger Innenstadt ist seit 2024 Eigentum der Stadt. | Foto: © Janine Beck
Denkmalschutz als Dammbruch-Gefahr
Ein Abriss des Kaufhauses aus den 50er Jahren, das unter Denkmalschutz steht, wird nicht einfach sein, denn es muss nachgewiesen werden, dass das Gebäude sich nicht wirtschaftlich betreiben lässt.
Beim Umgang mit dem Denkmalschutz hat die Stadt Nürnberg aber eine Vorbildfunktion. Reißt sie den Kaufhof einfach ab, den Beschluss kann der Stadtrat fassen, dann ist der Denkmalschutz nichts mehr wert in der Stadt. Dann wird es einen Dammbruch geben und viele private Investoren werden mit einem Verweis auf den Kaufhof den Abriss ihrer Immobilie beantragen.
Von Anfang an war klar, dass die Stadt den Kaufhof mit einem Investor entwickeln will, weil die Stadtverwaltung weder die Kompetenz noch die Ressourcen hat. Beim Kauf ging es darum, dass die öffentliche Hand die neue Nutzung steuert. Brachflächen, um Gewinnmaximierung mitten in der Stadt zu betreiben, sollen so vermieden werden.
Southside Lake entlang der Landgrabenstraße. | Foto: © Janine Beck
Seenplatte am Aufseßplatz als Warnung
Negatives Beispiel dafür ist die Entwicklung am Aufseßplatz in der Südstadt. Vor etwas über zehn Jahren wurde dort der Kaufhof geschlossen, anschließend abgerissen und versucht, das Grundstück neu zu nutzen. Passiert ist bislang nicht viel. Die Baugrube bildet eine Art Seenplatte entlang der Langrabenstraße. Der Investor macht mit der Stadt, was er will. Das sollte beim ehemaligen Kaufhof in der Innenstadt vermieden werden.
Es wäre fatal, wenn eine solche Entwicklung wie in der Südstadt auch am Eingangstor zur Innenstadt einsetzen würde.
Kongresszentrum statt Gewinnmaximierung
Beim Kauf des Innenstadt-Kaufhofs war sich der Stadtrat einig, welche Nutzung sinnvoll wäre: Die Immobilie sollte für ein kleines Kongresszentrum, für Wissenschaft und Bildung genutzt werden. Es war auch eine Markthalle im Gespräch.
Da der City Point, gegenüber vom Kaufhof ebenfalls leer steht und die Breite Gasse sowie die Karolinenstraße aufgewertet werden sollen, besteht die Möglichkeit, einen wichtigen Teil der Innenstadt attraktiver zu gestalten. Ob das mit solchen Ex-und-Hop Präsentationen gelingt, ist wenig wahrscheinlich.
Die Versicherungskammer, die den City-Point gekauft hat, sieht wohl die Chance gleich noch den Kaufhof von der Stadt mit zu erwerben, um so eine Riesenprojekt in Nürnberg zu verwirklichen. Da macht man schon gerne ein paar Planungsentwürfe für den Kaufhof mit. Das hat mit einer qualitätsvollen Stadtentwicklung nichts mehr zu tun. Es müssen doch Planungsalternativen ausgelotet werden.
CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein (Mitte) mit Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier. | Foto: © CSU Nürnberg
Krieglsteins Bürgermeister-Ambitionen
Krieglstein, dem schon seit Jahren Ambitionen auf einen Bürgermeisterposten nachgesagt werden, ist schon fast am Ziel. Nach den Ankündigungen von Baureferent Daniel Ulrich, Bürgermeisterin Julia Lehner und Bürgermeister Christian Vogel, 2026 nicht mehr anzutreten, hat Krieglstein freies Feld, sich ein Referat auf seine Person zuzuschneiden.
Nur muss der CSU-Fraktionsvorsitzende bei der Kommunalwahl 2026 auch noch gewählt und mit einer Mehrheit ausgestattet werden. Einen neuen Baureferenten, der sechs Jahre im Amt bleibt, wird es erst 2027 geben.
Der Kaufhof ist keine Morgengabe für einen Investor!
2026 wird es nur einen Baureferenten mit wenig Macht geben, weil er nur für ein Jahr gewählt ist: Da kann man dann schon Stadtentwicklung „Al Gusto“ im Umfeld des Kaufhofs betreiben. Doch die Interessen der Innenstadt decken sich meistens nicht mit denen von Investoren. Es soll doch die Aufenthaltsqualität verbessert werden. Der Kaufhof ist keine Morgengabe für einen Investor!
Wie sprunghaft die CSU in Nürnberg inzwischen geworden ist, macht das Verhältnis zum Bund Naturschutz deutlich. Vor zwei Jahren wollte Krieglstein eine wichtige Entwicklungsfläche der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm am Cramer-Klett-Park opfern und dem Willen des BN-Vorsitzenden Klaus-Peter Murawski entsprechen.
Bei dem Grundstück handelte es sich um eine Brache entlang einer Hauptverkehrsstraße. Die Fläche sollte dem Park zugeschlagen werden. Die CSU als Liebkind für den Bund Naturschutz hätte damit den Ausbau der Technischen Hochschule verhindert. Das konnte durch die Veröffentlichung gerade noch einmal verhindert werden.
BN verlangt neuen Bebauungsplan für die UTN wegen Baumschutz. | Foto: © Janine Beck
BN-Einfluss spaltet CSU-Fraktion
Die CSU stellt sich gerne als Partei des wissenschaftlichen Fortschritts dar, der es um den Erhalt von Arbeitsplätzen geht. Doch beim ICE-Ausbesserungswerk waren den Schwarzen die guten Beziehungen zu Murawski wichtiger als die Ansiedlung des ICE-Werks.
Noch einmal Murawski: Vor wenigen Tagen forderte der BN-Vorsitzende, dass es einen neuen Bebauungsplan für die Technische Universität (UTN) geben soll.
Eichen sollten kurzfristig gefällt werden, weil das Erdreich noch einmal auf Bombenreste überprüft werden muss. Murawski forderte deshalb, die Grundrisse der Gebäude zu verkleinern und in die Höhe zu bauen.
Dafür wäre ein grundsätzlich neuer Bebauungsplan notwendig. Die Zeitverzögerung für die Realisierung der Technischen Universität Nürnberg würde mindestens drei Jahre betragen.
Körner und Heimbucher gegen Söder
Dieser Forderung haben sich jetzt auch die CSU-Stadträte Tatjana Körner und Otto Heimbucher angeschlossen. Damit stellen sie sich gegen das Lieblingsprojekt von Ministerpräsident Markus Söder. Seit Jahren ist der Bebauungsplan bekannt und jetzt, nachdem er vor wenigen Wochen beschlossen wurde, soll er geändert werden.
Nachdem Murawski großen Einfluss auf die Grünen im Stadtrat hat, tanzt offenbar auch die CSU nach seiner Pfeife. Oder ist das alles nur Alibi-Politik? Heimbuchers und Körners Forderung kosten ja nix. Es bleibt bei dem Bebauungsplan.
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