Marienbergpark Nürnberg: 10.000m² weniger für Hunde

 
Illustration eines Hundes, der entspannt auf einem Fahrrad sitzt und fährt, gezeichnet in rosa Tönen im minimalistischen Stil

Idealzustand: Stuppi fährt selbst Fahrrad. | Illustration: © Paul Blotzki

 
 

Die gefährliche Leichtigkeit der Hundeleine

Die Renaissance des Fahrrads ist eine wunderbare Sache. Nicht nur für die Verkehrsplaner, weil Fahrräder eine Alternative zum Auto sind. Sie sind ein Fortbewegungsmittel für Genießer. Darüber muss man sich nicht eigens freuen, denn im Grunde ist das selbstverständlich. Es ist einfach schön, in die Pedale zu treten, die Nase vom Wind umschmeicheln zu lassen und die Natur mit ihren kräftigen Sommerfarben zu genießen. Da könnte man fast zum Optimisten werden.

Doch wo viel Licht ist, kommt auch der Schatten um die Ecke. Fahrradfahren ist gefährlich geworden. In Nürnberg konnte man noch vor zehn oder 15 Jahren Fahrradfahrer in der Nürnberger Innenstadt mit Handschlag begrüßen, weil sie eher selten waren. Wenn noch eine Regenwolke am Himmel war, dann waren Radfahrer kaum mehr anzutreffen. Das ist grundlegend anders geworden. Die oftmals zu schmalen Fahrradwege bieten zu wenig Platz.

Wöhrder See als Brennpunkt der Konflikte

Auf intensiv genutzten Fahrradwegen sind Fußgänger und Radfahrer manchmal nicht mehr sicher. Sie machen sich wechselseitig das Leben schwer. Radler halten sich nicht immer an das Rechtsfahrgebot, scheren überraschend aus, ohne Rücksicht zu nehmen.

Fußgänger laufen irrlichternd mal nach links und mal nach rechts, ohne darauf zu achten, ob ein Radfahrer von hinten kommt. E-Bikes sind oft zu schnell auf den städtischen Radwegen unterwegs.

Das ist keine Klage eines Spießers, sondern die eines Radfahrers, der ohne Unfall ankommen will. Regeln sind dafür da, um den Alltag und das Zusammenleben in einer Gesellschaft zu erleichtern. Die eigene Freiheit sollte an eine Grenze kommen, wo der andere einer gefährlichen Situation ausgesetzt wird. Entlang des Wöhrder Sees lässt sich vor allem am Wochenende das Durcheinander besichtigen.

Vier Pfoten gegen zwei Räder

Geradezu dramatisch wird es, wenn auch noch Hunde freilaufen. Wer auf Radwegen oder Waldwegen alle fünf Minuten wegen Hunden stoppen muss, weil Hunde nicht angeleint sind und deshalb die Gefahr besteht, dass man entweder den Hund überfährt, selber vom Rad fällt oder sich mit dem Hundebesitzer oder der Hundebesitzerin anlegen muss, weil der Kleine, der angeblich nichts macht, doch etwas macht, verliert die Lust am Radfahren.

Das Schulterzucken, um den eigenen Hund zu entschuldigen, ist keine Lappalie. Es geht eigentlich auch nicht um den Hund, sondern, dass Hundebesitzer sich rücksichtlos gegenüber Radfahrern verhalten. Hunde gehören an die Leine.

Hundeauslaufzone im Marienbergpark mit Hinweisschild und Kotbeutelspender auf einer großen Grünfläche unter blauem Himmel mit weißen Wolken.

Deutschlands größte Hundeauslaufzone wird für Knoblauchkröten verkleinert. | Foto: © Janine Beck

Marienbergpark: Deutschlands größte Hundeauslaufzone

Hundeauslaufzonen sind deshalb eine gute Lösung. Wenn Hunde eigene Flächen haben, wo sie rumtoben können, dann laufen sie nicht vor Fahrräder. Solche Hundeauslaufzonen werden aber von den Hundebesitzern als Beschneidung ihrer Freiheit wenig geschätzt, weil sie mit Leinenzwang außerhalb dieser Zonen einhergehen.

Erinnert sei hier nur an die Sanierung des oberen Wöhrder Sees, als die Stadt Nürnberg Hundeauslaufzonen und damit Leinenzwang einführte. Aggressiv und unter Vorhaltung vieler Vorwürfe versuchten Hundebesitzer, das zu verhindern. Einige ignorieren auch nach vier Jahren noch immer die Leinenpflicht der Stadt.

In den vergangenen Wochen hat sich im Marienbergpark ein weiterer Großkonflikt zwischen Hundebesitzern und Stadt entwickelt. Stadträte von Grünen und CSU werfen der Stadtverwaltung in einer donnernden Sprache vor, dass sie rücksichtslos die Hundeauslaufzonen verkleinert hat, ohne die Hundebesitzer einzubinden.

Marienbergpark Nürnberg: Amphibien-Schutzgebiet im Hintergrund Biotopschutz-Schild "Laichgewässer" sichtbar

Amphibien-Schutzgebiet: Da darf Struppi nicht mehr rein. | Foto: © Janine Beck

Sind Knoblauchkröten weniger Wert als Hunde?

Der Marienbergpark ist die größte Hundeauslaufzone Deutschlands. Rund 80.000 Quadratmeter stehen in der Nähe des Flughafens Hunden und ihren Besitzern zur Verfügung.

Die Verkleinerung hat einen Grund: Es müssen Biotope eingerichtet werden, weil Knoblauchkröten im Marienbergpark gefunden wurden und es größere Flächen mit Sandgrasnelken gibt. Da darf dann Struppi nicht mehr rein.

Marienbergpark Nürnberg: Das Biotop mit Knoblauchkröten und Sandgrasnelken, das zur Neuordnung der Hundezone führte. | Foto: © Janine Beck

Die Hundeauslaufzone im Marienbergpark soll insgesamt um 10.000 Quadratmeter verkleinert werden. Das stößt auf heftige Kritik der Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner nicht anleinen wollen. Was nicht sein darf, weil es nicht gefällt, soll auch nicht sein. Persönliche Betroffenheit, es ist wohl eher Egoismus, wird als allgemeine Regel ausgegeben. Leinenzwang ist keine Tierquälerei. Sind Knoblauchkröten weniger wert als Hunde?

Radfahrer, Fußgänger und Hundebesitzer teilen sich einen Weg im Marienbergpark. Im Bild nur Radfahrer.

Am Montagmorgen haben Radfahrer die Wege im Marienbergpark für sich – zu anderen Zeiten wird es voller. | Foto: © Janine Beck

Rücksicht als Grundlage des Zusammenlebens

Natürlich nicht. Radfahren ist wunderbar, wenn Hunde nicht dazwischen laufen. Hunde können die Lebensfreude ihrer Besitzer gewaltig steigern und brauchen auch Hundeauslaufzonen. Außerhalb dieser Zonen gehören sie in einer Großstadt aber an die Leine.

Das Zusammenleben klappt aber nur, wenn Rücksicht genommen wird und Regeln eingehalten werden. Das mag spießig sein. Wer aber schon mal von einem Hund bedrängt wurde, der findet die Verweigerung, Leinen zu benutzen, werde lustig noch harmlos. Er hat schlicht Angst.

Luftaufnahme des Marienbergparks in Nürnberg mit gelb markierter Hundeauslaufzone. Die große, rechteckige Fläche ist deutlich von Wegen und Grünbereichen abgegrenzt und zeigt eine der 20 offiziellen Hundezonen der Stadt.

Die gelb umrandete Fläche zeigt die Hundeauslaufzone im Marienbergpark. | Quelle: © Service Öffentlicher Raum / Stadt Nürnberg

FAQ – Hundezonen in Nürnberg

  • Hundezonen sind ausgewiesene Bereiche in Nürnberger Grünanlagen, in denen Hunde ohne Leine laufen dürfen. Sie sind mit Schildern gekennzeichnet und bieten insgesamt über 225.000 m² Fläche für den Hundeauslauf im gesamten Stadtgebiet.

  • Aktuell gibt es 20 offizelle Hundezonen in verschiedenen Grünanlagen, Parks und Naturschutzgebieten.

  • Eine vollständige Liste und Karte mit allen Hundzonen findest du im Flyer des Service Öffentlicher Raum (Sör) und hier.

  • Nein, innerhalb des Altstadtrings gibt es keine Hundezonen. Hier gilt für große Hunde (ab 50 cm Schulterhöhe) sogar eine generelle Leinenpflicht.

  • Hunde haben in folgenden Bereichen keinen Zutritt:

    • Kinderspielplätze und Bolzplätze

    • Friedhöfe

    • Wasser- und Brunnenanlagen

    • Pflanzbeete

    • Volksfeste (Ausnahme: Behindertenbegleithunde)

  • Für alle Hunde:

    • In Grünanlagen (außerhalb der Hundezonen)

    • In Naturschutzgebieten

    • Auf Wochen- und Jahrmärkten

    • die Leine muss reißfest und maximal 120 cm lang sein

    Für große Hunde (ab 50 cm Schulterhöhe) zusätzlich:

    • Innerhalb des Altstadtrings

    • In Fußgängerzonen im gesamten Stadtgebiet

    • In der Königstorpassage am Hauptbahnhof

    Für Kampfhunde:

    • Im gesamten Stadtgebiet – auch in Hundezonen!

 

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