StUB bremst Fahrradschnellweg aus

 

Stadtumlandbahn: Schneckentempo oder Stillstand? | Illustration: © Paul Blotzki

 
 

Der lange Weg der StUB – ein Trauerspiel

Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach haben 2016 einen Zweckverband gegründet, um eine Stadtumlandbahn (StUB) zu bauen, die alle drei Städte miteinander verbindet. Vorausgegangen waren viele Jahre für die Planung.

In Bürgerentscheiden sprach sich in Herzogenaurach und in Erlangen eine deutliche Mehrheit für den Bau aus. Die Friedrich-Alexander-Universität sowie die großen Firmen wie Schaeffler, Puma und Adidas sind dafür und auch Nürnberg hofft, den Autoverkehr von Pendlern zu reduzieren, wenn es eine attraktive Schienenverbindung zwischen den drei Städten gibt.

Im Vorgriff auf die StUB hat Nürnberg schon im Dezember 2016 die Straßenbahntrasse bis zur Haltestelle Am Wegfeld verlängert. Von dort aus soll es nach Erlangen gehen. Doch auch nach sieben Jahren Planung hat sich Erlangen noch immer nicht entschieden, wie die Streckenführung im Bereich der Arcaden im Herzen der Stadt verlaufen soll. Dabei war der Beteiligungsprozess zu dem Projekt vorbildlich. Mehr kann man Bürgerinnen und Bürger nicht einbinden.

Verkehrswende in Zeitlupe

Trotzdem soll es noch einmal einen Bürgerentscheid in der Universitätsstadt im nächsten Jahr darüber geben, wo die Trasse genau verlaufen soll und welche Haltestellen es geben wird. Es müssen Parkplätze und eine Autospur wegfallen, um Platz für die StUB zu bekommen. Angesichts geänderter Zuschussbedingungen ist auch wieder ein östlicher Ast der StUB von Erlangen in den Landkreis hinaus möglich. Er war zunächst verworfen worden, weil er zu teuer war. Wahrscheinlich gibt es darüber dann noch einen weiteren Bürgerentscheid.

Trotz des langen planerischen Vorlaufs ist die Realisierung der StUB schon über eineinhalb Jahre im Verzug. Ein Ende der Verzögerungen ist nicht in Sicht. Entnervt hat auch schon eine Führungskraft des Zweckverbands hingeschmissen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass einige Verantwortliche in Erlangen die StUB nicht wollen oder überfordert sind. Mit Verzögerungen Infrastrukturprojekte auszubremsen, ist eine bekannte Guerillataktik. Die erfolgreich ist, wenn die Politik bei einem Großprojekt nicht voll dahinter steht. 

 
 
Endhaltestelle Nürnberg StUB Am Wegfeld

CO²-Bilanz der StUB

Mit der Stad-Umland-Bahn könnten pro Jahr bis zu 4.000 Tonnen CO² mehr eingespart werden als mit einem Busnetz. Sollte die StUB wie die Nürnberger Straßenbahnen mit Ökostrom fahren, wären sogar bis zu 8.000 Tonnen CO²-Einsparung möglich.

 
 

Kein Radschnellweg ohne StUB

So lange aber nicht feststeht, wie die Trasse der StUB verläuft, wird es auch keinen neuen Radschnellweg zwischen Nürnberg und Erlangen geben. Der Radschnellweg ist Teil des Gesamtprojekts StUB und kann erst gebaut werden, wenn sie tatsächlich kommt und der Verlauf der Trasse feststeht. Sonst gibt es keine Fördergelder und keine Genehmigung für den Bau.

Der Radschnellweg in diesem Bereich ist ein großes Anliegen für viele Fahrradfahrer, um schneller nach Erlangen oder Nürnberg zu kommen. Der Fortschritt ist laut Günter Grass eine Schnecke. Aber sie kommt voran. In Erlangen, so scheint es, gibt es nicht einmal eine Schnecke, die sich vorwärts bewegt.

Wenn es in diesem Tempo allgemein weitergeht, dann würde die Mobilitätswende zu einem Zeitlupenprojekt mutieren. Es gab viel Lob in der Vergangenheit für die Pläne der StUB, weil sie eine wichtige Alternative für Pendler zum Auto sein kann, aber Planungsintervalle von insgesamt 20 Jahren schaffen kein Vertrauen. 

  • Bei der Stadt-Umland-Bahn (StUB) handelt es sich aktuell um eines der größten Straßenbahnprojekte in Deutschland. In Zukunft soll die StUB Nürnberg, Erlangen, Herzogenaurach und zusätzlich die Gemeinden östlich von Erlangen miteinander verbinden.

  • Mit Blick auf die bisherige Streckenplanung, sind folgende Fahrtzeiten (an Werktagen mit 10-Minuten-Taktung) vorgesehen:

    Am Wegfeld ➝ Siemens Campus: 15 Minuten

    • Am Wegfeld ➝ Sieboldstraße (Himbeerpalast): 20 Minuten

    • Am Wegfeld ➝ Bahnhof Erlangen: 25 Minuten

    Bahnhof Erlangen ➝ Herzo Base: 13 Minuten

    • Bahnhof Erlangen ➝ Endhalt Herzogenaurach: 20 Minuten

  • Die Planungskosten für den Streckenabschnitt Nürnberg – Erlangen – Herzogenaurach belaufen sich auf 56 Millionen Euro, die Investitionskosten auf 372 Millionen Euro (Preisniveau 2019).

  • Am Dienstag, 12. September, findet in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen ein Lokalforum zur Streckenführung der StUB im Bereich der Erlangen Arcaden statt. Beginn ist um 18 Uhr. Eine Anmeldung ist bis zum 1. September erforderlich.

 

Erlangens Zögern wirft Fragen auf

Erlangen brüstet sich gerne mit dem Titel Fahrradstadt. Das mag schon sein. Aber der ÖPNV in der Universitätsstadt gilt nicht gerade als Vorbild und ist sehr sparsam ausgelegt. In Erlangen ist man eigentlich dazu gezwungen, mangels einem guten Angebot mit Bussen das Rad zu nehmen. Vielleicht soll das Ausbremsen der StUB nur dazu dienen, dem Fahrradverkehr keine Konkurrenz zu machen?

Dazu passt ins Bild, dass mit der vom Erlanger OB Florian Janik vorangetriebenen Maßnahme, eine kostenlose Innenstadtzone für die Nutzer von Bussen einzurichten, nur der Schein einer Verkehrswende entsteht. Schein deshalb, weil mit der relativ kleinen Innenstadtzone keine Pendler zum Umstieg vom Auto auf den ÖPNV angeregt werden. Sie lassen zwar ihre Autos am Stadtrand oder auf dem Großparkplatz stehen und nehmen dann den Bus: Aber sie bezahlen keine Tickets mehr und brauchen auch ein Auto, um bis zur kostenlosen Innenstadtzone zu fahren.

Das ist keine Verkehrswende, denn das Erlanger Innenstadt-Herz ist klein. Vielleicht sollte der Bund Naturschutz einmal Druck machen. Naturschutz gilt auch für Menschen, nicht nur für Brachen.

 

Mehr Artikel

 
Zurück
Zurück

Gans nah dran am Wöhrder See

Weiter
Weiter

TH und UTN brauchen ein eigenes Profil und keine Kettenspiele des BN