Leerstand Nürnberg Innenstadt

Ein letztes Adé in der Breiten Gasse. | Foto: © Janine Beck

 
 

Nürnbergs Plan für eine lebendige Innenstadt

Es gibt auch wieder positive Nachrichten, denn die Belebung der Innenstadt bekommt langsam Schwung. Nach monatelangem Streit haben sich die Akteure auf ein mehrstufiges Verfahren zur Verbesserung der Situation geeinigt.

Es wird eine Machbarkeitsstudie für den Kaufhof erarbeitet, die Auskunft darüber geben soll, welche Nutzung die beste Lösung ist. Die Stadt hat außerdem das Gebäude für 32,5 Millionen Euro gekauft und will selbst den Prozess der Wiederbelebung des Kaufhauses aus den Fünfzigerjahren steuern.

Mit dem Kauf soll ein jahrelanges Verfahren mit Investoren, die irgendwo auf der Welt sitzen, vermieden werden. Von der direkten Kommunikation zwischen Stadt und möglichen neuen Nutzern verspricht sich die Rathausspitze vor allem Tempo und Qualität. Direkt nach Bekanntgabe des Eigentümerwechsels hätten sich schon etliche Interessenten mit neuen, spannenden Ideen gemeldet, sagt Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier. Einzelheiten wollte sie aber noch nicht nennen.

Außerdem wird es ab September eine Zwischennutzung mit Kunst im Umfeld des Kaufhofs geben. Nachdem das Gebäude inzwischen der Stadt gehört, ist es möglich, dass auch das Innere des Kaufhofs mit Zwischennutzern belebt wird und er nicht wie eine leere Kulisse, die nur an die goldenen Zeiten des Einzelhandels erinnert, herumsteht. Die Innenstadtentwicklung könnte so einen Schub bekommen. Parallel dazu wird nach langfristigen Lösungen bei der Nutzung gesucht.

Kaufhof in der Königstraße Nürnberg

Bildungsstandort Innenstadt: Nürnbergs Pläne für den Kaufhof. | Foto: © Janine Beck

Kaufhof-Kooperation: Stadt sucht Partner für Bildungsoase

Für OB Marcus König steht fest, dass die Stadt den Kaufhof nicht alleine entwickeln wird, sondern zusammen mit einem Immobilienspezialisten, der viel Erfahrung mitbringt. Die Suche läuft schon. König ist selber angetan von der Idee, die Themen Bildung, Schulung und Weiterbildung mit unterschiedlichen Facetten in dem teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäude langfristig unterzubringen. Unterschiedliche Partner sollen zusammenstehen. Die Universitäten und Hochschulen, aber auch die Industrie- und Handelskammer sind zu Gesprächen eingeladen. Im Erdgeschoss wird es wohl auf Einzelhandel hinauslaufen. Langfristig will die Stadt nicht Besitzerin des Kaufhofs bleiben.

König ist außerdem optimistisch, was die Wiederbelebung des City Points anbelangt. Man sei in einem guten Austausch mit dem Eigentümer. Es ist die Versicherungskammer in München. Der Standort sei sowohl für kleinere Messen als auch für das Tagungsgeschäft mit 500 bis 1000 Besuchern geeignet. In diesem Bereich hat Nürnberg eine Lücke im Angebot. Wenn es einen neuen Kongressstandort in Nürnberg geben wird, dann plädiert König für die Innenstadt. Die Gespräche über einen kleinen Standort für das Messegeschäft ziehen sich schon über zehn Jahre. Diskutiert wurden der Flughafen, das ehemalige Quelle-Versandzentrum und zuletzt das geplante, neue Stadion. Teilweise gab es schon richtige Pläne.

Breite Gasse Nürnberg

Der Abschnitt zwischen Ludwigsplatz und Färberstraße soll als erstes umgestaltet werden. | Foto: © Janine Beck

Mehr Grün und mehr Leben für die Breite Gasse

Neue Impulse verspricht sich die Stadtspitze von der Sanierung der Breiten Gasse und ihrem Umfeld. Es begann schon mit der Ludwigstraße, die fertig ist und ansehnlich wurde. Sie zeigt, was gewachsenes Grün in Verbindung mit einem neuen Stadtboden leisten kann. Die Arbeiten werden sich ab Herbst mit der Breiten Gasse fortsetzen. Da ist der Straßenbelag kaputt oder er ist voller Kaugummi, der nicht entfernt werden kann. Eine atmosphärische Einladung zum Einkaufen ist das nicht mehr.

Weil auch der Kanal für den Goldbach in der Breiten Gasse marode ist und erneuert wird, nutzt die Stadt die Arbeiten für eine grundsätzliche Sanierung. Die städtebauliche Situation soll für den Einzelhandel insgesamt verbessert werden, der derzeit auch Pech hat, weil es etliche private Baustellen gibt, die nicht vorankommen. Laut Baureferent Daniel Ulrich wird die Breite Gasse nicht nur saniert, sondern auch gestalterisch aufgewertet.

Vorbild ist die Luitpoldstraße mit den gesägten Granitsteinen. Es wird bewusst beim Weißen Turm angefangen, weil dort der Einzelhandel noch weitgehend intakt ist und es geht dann Schritt für Schritt bis zum Kaufhof. Das Baureferat wegkommen vom einheitlich gepflasterten Bodenbelag. Es wird grüne Bereiche geben, in denen das Wasser versickern kann. Es werden Spielpunkte, Sitzflächen und Freischankflächen eingerichtet, damit sich die Menschen wieder gerne in der Breiten Gasse aufhalten. 

Die Breite Gasse wird bis 2025 saniert und aufgewertet: Neue Gestaltungselemente und grüne Bereiche sollen die Einkaufsstraße beleben und attraktiver machen. | Visualisierung: © Alexander Tschopoff

Das Planungsreferat hat auch erkannt, dass nach der Schließung des Kaufhofs sich viele Probleme wie Obdachlosigkeit, Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum in die Königstraße verlagert haben. Das Eingangstor zur Stadt kann langfristig so nicht bleiben, auch wenn es nicht jeden Tag ins Auge sticht. Es wird überlegt, welchen Raum die Stadt dieser Personengruppe zur Verfügung stellen kann, wo sie nicht so sichtbar ist, damit die Straße wieder nutzbar ist.

In einem ersten Schritt sollen Bänke und Bäume aufgestellt werden. In einem zweiten Schritt wird es einen neuen Bodenbelag geben. Auch mit der Sanierung des Obstmarkts wurde mit den ersten Bodenbohrungen begonnen, obwohl noch kaum etwas zu sehen ist. Wenn alles klappt, dann soll die Breite Gasse im Herbst 2025 fertiggestellt sein.

 

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