Wetter, Klimawandel und die Wetterfee
Dass Wetter und Klimawandel zwei Paar Gummistiefel sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Wetter ist, wenn es im Winter mal schneit. Klimawandel ist, wenn es bei winterlichen Temperaturen über mehrere Tage hinweg stark regnet.
Der Grund: Durch die Erwärmung der Atmosphäre können die Wolken über dem Atlantik mehr Wasser aufnehmen, was dann vor wenigen Tagen für massive Überschwemmungen in Deutschland gesorgt hat. Das ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt. Aber wir wollen doch keine Meteorologen werden, dafür gibt es Experten und Expertinnen.
Claudia Kleinert, die Wetterfee von der ARD, hat in einem Vortrag im Nürnberger Planetarium die wesentlichen Ursachen und Folgen des Klimawandels eindrücklich beschrieben. Dafür benötigte sie nur eine Stunde. Allerdings machte sie höchstens fünf Sekunden Pause zwischen den einzelnen Sätzen. Das war professionell und spannend. Klasse.
Es wäre spannend zu erleben, wie Klimawandelleugner gegen Kleinert in der direkten Konfrontation argumentieren würden. Meiner Meinung nach hätten sie keine Chance. Selbst Donald Trump, der ehemalige US-Präsident, der es hoffentlich auch bleibt, würde am Ende dumm dastehen, weil Kleinert sehr schnell und präzise argumentiert.
Die Diskussion mit dem Publikum nach ihrem Vortrag, rund 120 Neugierige waren gekommen, hatte zwar nicht die Qualität des Vortrags, aber es war sehr aufschlussreich, warum bei der Auseinandersetzung über den Klimawandel auf der Stelle getreten wird.
Behauptung: Die Stadt macht doch nichts gegen den Klimawandel
Allgemeines Kopfnicken erntete dieser Pauschalvorwurf. Das stimmt doch nicht. Es war verwunderlich, dass die Vertreter des Planetariums als Veranstalter diesem Pauschalvorwurf nicht entgegentraten. Das Planetarium gehört doch auch zum Konzern Stadt.
Die Einrichtung von Mobilitätspunkten und die Ausweitung des Bus- und Straßenbahnsystems, um dem Individualverkehr Alternativen anzubieten, ist ein Ansatz. Grünflächen werden planvoll aufgewertet erweitert, um die klimatische Situation zu verbessern. Fahrradwege werden ausgebaut, Bebauungspläne werden im Hinblick auf den Klimawandel konzipiert, um die das innerstädtische Klima zu verbessern. Städtische Gebäude werden massiv gedämmt und Neubauten wie die Bertolt-Brecht-Schule geben kein CO₂ mehr ab. Es wird gerade ein Konzept für die Schwammstadt erstellt, damit das Regenwasser besser genutzt werden kann. Es werden Pläne aufgestellt, wie Öl- und Gasheizungen in den nächsten Jahren ersetzt werden.
Es ist ein ganzer Strauß von Aktivitäten, die von der Stadt initiiert werden. Sicher, man kann immer mehr machen. Aber der Klimawandel betrifft nicht die Stadt, sondern die Einwohner Nürnbergs, die selber etwas tun müssen. Wenn grundsätzlich behauptet wird, dass die Politik nichts macht, dann wird das individuelle Nichtstun gefördert. Es gibt doch eine gute Ausrede: So lange die Stadt nichts macht, … muss ich auch nichts tun.
2. Behauptung: Sogenannte „Chemtrails“ beeinflussen den Wetterwandel
Eine Frage drehte sich um „Chemtrails“ oder Kondensstreifen, die angeblich den Klimawandwandel vorantreiben würden.
Zum Glück hatte der Frager mit seiner Verschwörungstheorie bei Claudia Kleinert keine Chance. Kurz und knapp wies sie die Unterstellung zurück, „Chemtrails“ seien Chemikalien, die gezielt versprüht werden, um Menschen und Klima zu beeinflussen.
„Chemtrails“ sind Kondensstreifen am Himmel, die in der Regel nach Düsenflugzeugen zu erkennen sind. Sie bestehen aus Ruß und Wasserdampf. Es gibt Verschwörungstheorien, die lancieren allen möglichen Unsinn im Hinblick auf Kondensstreifen.
Es war wohltuend, dass Kleinert sich nicht auf Nebler und Schwebler eingelassen hat, sondern bei wissenschaftlichen Grundsätzen geblieben ist. Es ist schade, dass der Klimawandel auch noch für Verschwörungstheorien herhalten muss.
3. Behauptung: Schuld am Klimawandel sind die großen Firmen
Dieser Vorwurf ist natürlich eine wunderbare Ausrede für den Einzelnen, gegen die Folgen des Klimawandels nichts zu tun. Eine Art Gutschein, es sich bequem zu machen und noch dazu billig Kapitalismuskritik zu üben. Ja, ja, da haben wir es mal wieder. Kinderarbeit, Ausbeutung und Klimawandel werden von großen Konzernen gesteuert. Was kann da noch der Einzelne tun? Auf den Hinweis, Exxon würde schon seit Jahrzehnten um die Zusammenhänge beim Klimawandel wissen und hätte entscheidende Analysen zurückgehalten, reagierte Kleinert cool. Diese seien doch schon seit Jahrzehnten bekannt. Die Gesellschaft hätte es wissen müssen und der Einzelne hätte sein Verhalten ändern können. Eine kapitalistische Verschwörung sah sie nicht.
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4. Behauptung: Die nächste Generation sei besonders wichtig, um den Klimawandel noch zu bremsen
Mehr Maßnahmen und eine andere Lebensweise, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern, hätten natürlich schon seit Jahren von der Generation erfolgen können, die derzeit auf dem Weg in den Ruhestand ist. Dass geklagt und gefordert wird, es gehe alles zu langsam voran und vor allem müsse die nächste Generation den Klimawandel ernst nehmen, ist fast zynisch.
Die Verursacher machen sich aus dem Staub und schieben die Verantwortung weiter. Neben dem Rentnerberg und seinen Auswirkungen auf die Pflege und die leere Rentenkasse soll die nächste Generation auch noch den Klimawandel in den Griff kriegen: Das ist ungerecht.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind mit Pauschalvorwürfen, Verschwörungstheorien und Drückebergern nicht in den Griff zu kriegen. Da helfen nur die Mühen der Ebenen: Langsam, aber stetig muss umgedacht und das eigene Verhalten geändert werden. Der Staat wir es nicht alleine richten.
„It’s real. It’s us. Experts agree. It’s bad. There’s hope.”
Die CO₂-Uhr zeigt, wie viel Kohlendioxid die Menschheit noch in der Atmosphäre ablagern kann, ohne die Klimaerhitzung auf 1,5°C bzw. 2°C über der Temperatur vor dem Industriezeitalter steigen zu lassen.
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