Eine Stadt pflanzt Zukunft
Nürnberg und die 50. Bayerische Landesgartenschau
Garten- und Blumenliebhaber haben in der Regel nicht nur einen grünen Finger, sondern auch eine blühende Fantasie: Wer das Wort Landesgartenschau hört, der stellt sich wohl schnell seltene und farbige Blumen vor. Ein Wünsch-Dir-Was für Nürnberg?
Eine attraktive, grüne Pracht bringt man allerdings bislang mit Nürnberg nicht in Verbindung. Der Stadtverwaltung in Form von Sör muss man allerdings zugestehen, dass sie in den vergangenen Jahren schon etliche Verbesserungen vorgenommen hat. Es gibt hin und wieder auf öffentlichen Flächen Blumenschmuck, das war noch vor einigen Jahren kaum der Fall. Weiter so!
Doch 2030 soll alles anders werden. Nürnberg hat im August 2022 den Zuschlag für die 50. Bayerische Landesgartenschau erhalten. CSU und Grüne waren sich im Stadtrat einig, die Landesgartenschau gegen die SPD durchzusetzen. Die Genossen begründeten ihre Ablehnung damit, dass Flächen in der Innenstadt aufgewertet werden, die schon grün sind.
Allenfalls die Südstadt hätte angesichts ihrer Gründefizite und der leeren Stadtkasse eine Gartenschau verdient. Das ist natürlich eine sehr optimistische Einschätzung der Innenstadt, denn grüne Oasen sind dort noch immer eine Seltenheit. Und sie sind wirklich nur grün, doch die Stadtgesellschaft ist bunt.
Das Konzept: Mehr als nur Blumen und Bäume
Bis 2030 sind es nur noch sechs Jahre. Die organisatorischen Voraussetzungen sind abgeschlossen und es laufen die Ausschreibungen, was denn überhaupt gemacht werden soll. Grün braucht Zeit, bis es wächst und blüht.
In der vergangenen Woche hat es drei Informationsspaziergänge mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu den Flächen, auf denen die Landesgartenschau stattfindet, gegeben.
Gartenbaufirmen und Gartenbauplaner müssen jetzt Vorschläge machen und Konzepte liefern, doch den Verantwortlichen geht es auch darum, dass die Bevölkerung sich mit Ideen einbringt. Der Landesgartenschau soll kein abstraktes Konzept übergestülpt werden. Sie braucht einen Sitz im Leben der Nürnberger Stadtgesellschaft.
So wird die Landesgartenschau gestaltet
Die 50. Landesgartenschau in Nürnberg ist etwas Besonderes. Nicht nur weil sie eine Jubiläumsveranstaltung ist, sondern auch, weil kein abgegrenztes Gelände wie bei den früheren Landesgartenschauen aufgewertet wird. Es wird nicht die übliche Blumenschau geben.
Es geht dieses Mal um urbanes Leben in einer Großstadt und deshalb gibt es in und um die Altstadt herum höchst unterschiedliche Flächen, die attraktiver werden sollen: Im Stadtgraben wird es zwei Ausstellungsschwerpunkte geben. Der Theresienplatz wird aufgehübscht und es gibt Planungen für den Egidienplatz. Ob sie bis 2030 auch umgesetzt werden können, hängt vom Budget ab.
Vielleicht dauert es beim Egidienberg noch etwas länger, bis alles Vorschläge umgesetzt ist. Aber, er bekommt mit der Landesgartenschau in jedem Fall eine Planungsperspektive.
Weitere Schwerpunkte sind die Insel Schütt und die Grasersgasse, die heute eher einer Autobahn gleicht, wie OB Marcus König feststellte. Zwischen Richard-Wagner Platz und Aufseßplatz wird es das Projekt „Südstadt.Klima.Meile“ geben und in Johannis, vor den Hesperidengärten, wird auf Dauer ein Johannis Boulevard angelegt. Derzeit überlegt die Verwaltung an dieser Stelle auch den Straßenverlauf zu ändern.
Ausstellungsschwerpunkte und Planungen
Was im Detail gemacht wird, steht noch nicht fest. Natürlich wird es mehr Bänke, mehr Wasserstellen, mehr Spielplätze, mehr Bereiche geben, damit das Regenwasser versickern kann. Bis 2030 werden auch die leeren Baumscheiben mit klimatisch angepassten Baumarten bepflanzt.
Aber das reicht natürlich nicht, dafür den Titel „urbane Gartenschau“ auszurufen. Was geschehen kann, wurde auf den Spaziergängen deutlich. Vom Skulpturengarten bis zum Plärrer soll auf der Grünfläche zwischen Frauentorgraben und Mauer ein Bürgergarten mit Aufenthaltsbereichen für Spaziergänger entstehen.
Von den Hesperidengärten, die im 16. und 17. Jahrhundert in der Johannisstraße von Patriziern und Kaufleuten als grünes Band für Nürnberg angelegt worden waren, haben nur wenige den Lauf der Zeit überlebt. Im Rahmen der Landesgartenschau wird es einen neuen, modernen Hesperidengarten geben.
Die Stadt hofft natürlich, dass sich Immobilienbesitzer die Landesgartenschau zum Vorbild nehmen und ihre Fassaden begrünen. Das Parkhaus am Sterntor wäre so ein Fall.
Klimaanpassung und ökologische Vorteile
Die Landesgartenschau wird bislang in der Stadt kaum wahrgenommen. Es ist eine Chance, urbanes Leben mit ästhetischer und praktischer Natur aufzuwerten und zu versöhnen.
Rund 53 Millionen Euro wird die städtische Naturschau kosten. Da es kein abgesperrtes Areal gibt, kann es auch keinen alles umfassenden Eintrittspreis geben. Derzeit ist geplant, dass 60 Prozent des Landesgartenschaugeländes frei zugänglich sein wird und nur für 40 Prozent der Fläche muss Eintritt bezahlt werden.
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Die zentrale Lage mitten in der Innenstadt, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln exzellent angebunden ist.
Die attraktive Nähe zur Altstadt, die ringförmig vom Stadtgraben umschlossen ist.
Besonders ist aber auch vor allem, dass nicht nur der Stadtgraben, sondern auch Platz- und Straßenräume in und außerhalb der Altstadt mehr Grün erhalten sollen.
Das wird nur gelingen, wenn der öffentliche Raum neu und anders verteilt wird als heute und mehr Platz für Bäume, Grünflächen oder Aufenthalts- und Wegeflächen entsteht.
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Eine Landesgartenschau in einer Großstadt dauert in der Regel sechs Monate. Sie findet zwischen April und Oktober statt.
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Die „Urbane Gartenschau“ in Nürnberg soll genau auf die Herausforderungen des Klimawandels und der dichten Bebauung in einer Großstadt Antworten finden. Es geht nicht nur darum, den Stadtgraben schöner zu gestalten, sondern klimaresistent zu machen. Neue Ideen sollen gefunden werden, wie wir mehr Grün in die Stadt bekommen. Das könnten zum Beispiel hängende Gärten, neue Formen der Dachbegrünung oder vieles mehr sein.
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In der Südstadt entsteht die Klima.Meile als Modellprojekt einer klimaresilienten Stadt.
Verkehrsflächen werden reduziert und neugeordnet, stattdessen gibt es mehr Platz für Grün, Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und einladende Aufenthaltsbereiche für alle Generationen. Parkplätze verwandeln sich in grüne Boulevards.
Dein Engagement für eine grünere Stadt
Einen ökologischen Vorteil hat die Landesgartenschau in jedem Fall: Es ist die erste mit direktem Bahnanschluss, denn vom Hauptbahnhof sind es nicht einmal 200 Meter bis zur ersten umgestalteten Fläche.
Die Stadt sucht derzeit unter ihrem Stadtportal nach Vorschlägen für die Landesgartenschau. Eine einmalige Chance, bislang unterschätzte Flächen mit Ideen neu zu nutzen. Ab 2028 werden Ehrenamtliche für die Veranstaltung benötigt. Aber da ist ja noch einige Zeit hin. Erst einmal braucht eine alte Stadt neue Ideen.