Nürnbergs kostspielige Brücken

 
Hafenbrücken im Nürnberger Süden: 350 Millionen Euro Investition in neue Infrastruktur

Nürnbergs Hafenbrücken im Süden: Präventiver Ersatz aus Sicherheitsgründen. | Foto: © Janine Beck

 
 

Wenn Sparen teuer wird: Die Bauunterhalt-Falle

Brücken und Straßen müssen regelmäßig unterhalten werden. Wer an ihrem baulichen Unterhalt spart und Reparaturen verschleppt, der macht den Bauunterhalt langfristig wesentlich teurer, weil die Reparaturen umfangreicher werden und damit mehr kosten.

Am Bauunterhalt von Brücken, Straßen und Schienen wurde in den vergangenen 20 Jahren massiv gespart. Es ist schöner für Politiker, eine neue Brücke einzuweihen, weil der Steuerzahler sieht, dass etwas verbessert wird, als auf eine Instandhaltungsmaßnahme hinzuweisen. Da wird in der Regel nichts besser gemacht, sondern nur der Status quo erhalten.

Das Sonderschuldenvermögen, das die Bundesregierung im Frühjahr beschlossen hat, geht darauf zurück, dass teure Reparaturen an Gebäuden und Einrichtungen der öffentlichen Hand nötig sind, weil der notwendige Bauunterhalt in der Vergangenheit nicht geleistet wurde.

Nach dem Motto „das geht schon noch“ Bauunterhalt nicht zu machen, ist die einfachste Art, Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen vorübergehend zu entlasten, und die tatsächlichen Kosten, die dann viel höher sind, auf die nächste Generation zu verschieben.

Die Hafenbrücken im Nürnberger Süden werden parallel für 350 Millionen Euro ersetzt. | Foto: © Janine Beck

Hafenbrücken: Sicherheit vor Bauunterhalt

Ganz nebenbei: Die Hafenbrücken im Nürnberger Süden, die bis 2026 für rund 350 Millionen Euro komplett ersetzt werden, haben mit fehlendem Bauunterhalt nichts zu tun.

Die Beton-Spannstahlkonstruktion, die in den Siebziger Jahren Stand der Technik war, ist langfristig nicht mehr absolut sicher, weil die Qualität des im Beton verwendeten Stahls nicht mehr überprüft werden kann. Es gibt nur Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Um einem möglichen Unglück vorzubeugen, werden die Brücken ersetzt.

Eisenbahnbrücke am Thumenberger Weg in Nürnberg vor der Sanierung 2025

Die 125 Jahre alte Eisenbahnbrücke am Thumenberger Weg wird bis 2029 komplett erneuert. | Foto: © Janine Beck

125 Jahre Baukunst: Das Ende einer Ära

Am Thumenberger Weg in Nürnberg muss die Eisenbahnbrücke, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammt, neu gebaut werden. Die Brücke hat über 125 Jahre gehalten. Welches Bauwerk aus den vergangenen 50 Jahren würde eine solche Lebensdauer erreichen, noch dazu ohne große Reparaturen?

Doch jetzt kommt es für die Anlieger und Nutzer dick. Nachdem die Brücke komplett ersetzt werden muss und die Durchfahrtshöhe statt bei 3,60 Meter künftig bei 4,50 Meter liegen soll, wird die Bauzeit und damit für die Sperrung des Thumenberger Wegs für Autos auf fünf Jahre veranschlagt.

So soll die neue Eisenbahnbrücke nach fünf Jahren Bauzeit aussehen. | Quelle: © nuernberg.de

Das liegt aber nicht an der Bauzeit für die Brücke. Das Einsetzen der Brücken-Bauteile soll im nächsten Jahr nur zwei Wochen betragen. Aber das Beiwerk hat es in sich:

  • Der Abwasserkanal muss angesichts der vielen Neubauten in der Umgebung deutlich vergrößert werden,

  • Fußgänger und Radfahrer werden eigene Wege bekommen,

  • außerdem ist der Brückenabbruch technisch sehr aufwändig.

Die städtische Bauverwaltung schätzt, dass das ganze Projekt bis 2029 dauert. Der Thumenberger Weg ist zwar eine schmale Straße, gleichwohl ein wichtiges Verbindungsstück zwischen Äußerer Sulzbacher Straße und Ostendstraße. Die Sperrung bedeutet für viele Autofahrer, dass sie die Baustelle weiträumig und damit zeitaufwändig umfahren müssen.

Fahrkostenerstattung für den Weg zum Schrebergarten?

Bei einer Informationsveranstaltung forderten Anlieger, dass die Durchfahrtshöhe für Kraftfahrzeuge beim Bahntunnel des Thumenberger Wegs nicht erhöht wird, damit schneller gebaut werden kann. Dann bliebe der Tunnel ein Engpass auf Dauer für größere Autos wie die der Feuerwehr. Fußgänger wie Radfahrer würden von dem Neubau außerdem nicht profitieren.

Eine Nutzerin verlangte von der Stadt den Ersatz von Fahrkosten, weil ihr Weg mit dem Auto zwischen Wohnung und Schrebergarten durch Straßensperrung länger und damit teurer wird.

Ein irritierendes Anliegen: Wenn die öffentliche Hand allen Autofahrern Ausgleichszahlungen zukommen lassen müsste, weil sie wegen Sanierungsarbeiten im Stau stehen, dann wären Land, Bund und Kommunen bald pleite.

Anlieger müssen sich auf fünf Jahre Umwege zwischen Ostendstraße und Sulzbacher Straße einstellen. | Foto: © Janine Beck

Baustellenkoordinator war da. Chaos blieb

Baustellen sind ein leidiges Thema, denn sie sorgen für Zeitverluste durch Staus. Vor einigen Jahren versuchte die Stadt Nürnberg es mit einem Baustellenkoordinator, damit das Thema Straße auf, Straße zu, Straße auf usw. effizienter abläuft und die einzelnen Firmen sich besser abstimmen können.

Das war aber nicht von Erfolg gekrönt, denn es gibt zu viele Akteure, die Kabel und Rohre im Untergrund verlegen. Derzeit sorgt eine Riesenbaustelle am Rathenauplatz für viele Staus. Die CSU hat deshalb wieder einen Koordinator ins Spiel gebracht. Das wird nichts helfen: Entweder es geht schnell, dann muss es eine Großbaustelle sein oder aber, es geht Schritt für Schritt, dann zieht sich die Baustelle in die Länge.

Eine Ideallösung kann es nicht geben.

 

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