300-Millionen-Stadion kommt – Kultur wird Restposten

 
Innenansicht des Max-Morlock-Stadions in Nürnberg: Blick auf die Tribünen mit dem großen Nürnberg-Schriftzug unter der charakteristischen Dachkonstruktion.

Investition in die Zukunft: Das Max-Morlock-Stadion soll für rund 300 Millionen Euro umgebaut werden. | Foto: © Janine Beck

CSU, SPD und Grüne haben im Dezember 2025 wegweisende Entscheidungen getroffen: Ein 300-Millionen-Euro-Neubau des Max-Morlock-Stadions wurde auf den Weg gebracht, Christa Heckel übernimmt das Baureferat von Daniel Ulrich, während das Kulturreferat von Julia Lehner zum Spielball der kommenden Kommunalwahl wird.

 
 

Was haben die Nürnberger Fraktionen beschlossen?

Im Dezember haben Schwarze, Rote und Grüne in Nürnberg etliche Probleme abgeräumt. Dabei geht es weniger um den Weihnachtsfrieden, sondern um die Kommunalwahl im März 2026. Weil es keine großen Differenzen mehr bei einigen wichtigen Sach- und Personalfragen gibt, konnten sie unaufgeregt beschlossen werden. Dabei wurde der Stadionumbau, der wohl einem Neubau gleichkommt, strukturell und vom Ablauf her auf den Weg gebracht. Allerdings ist noch völlig unklar, ob es auch zu einem neuen kleinen Stadion kommt, das als Interim genutzt werden soll, wenn die bestehende Fußball-Arena abgerissen und neu gebaut wird. Das kleine Stadion würde dann am Ende einer neuen Nutzung, zum Beispiel für Leichtathletik-Veranstaltungen, zugeführt werden.

Wie finanziert Nürnberg den Stadionumbau?

Es dürfte allerdings sehr schwierig werden, dafür ein passendes Grundstück im Umfeld des Max-Morlock-Stadions zu finden. Es fallen außerdem neue Kosten an. Auch wenn die große Arena dann schneller fertig wird und das derzeit 300 Millionen Euro schwere Vorhaben damit günstiger gebaut wird, so fallen doch Mehrkosten für das Interim an. Selbst wenn am Ende ein zusätzliches Stadion stehen bleibt, dürfte es keine komplette Kompensation geben.

Wenn überall in den nächsten Jahren gespart werden muss, werden gute Rhetoriker benötigt, um die Bürgerschaft von den Ausgaben für das Interim zu überzeugen. Dass Nürnberg vielleicht bei den Olympischen Spielen in München, wenn die Landeshauptstadt den Zuschlag bekäme, sich als Austragungsort mit beteiligen kann, dürfte nicht genügen. Da gibt es noch viel Hürden und wer sich an die paar Fußballspiele bei der Olympiade 1972, die in Nürnberg stattgefunden haben, erinnert, hält wohl eine erneute Alibi-Beteiligung für völlig unnötig.

Das Profil von Max Morlock umgeben von Piktogrammen verschiedener Sportarten als Symbol für das Nürnberger Stadion.

Wer stemmt die veranschlagten 300 Millionen Euro fürs Max-Morlock-Stadion? | Illustration: © Paul Blotzki

300 Millionen: Wer zahlt wie viel?

Außerdem ist die Finanzierung des Stadionumbaus noch nicht geklärt. Beschlüsse können aber erst erfolgen, wenn die Grundlagenplanungen abgeschlossen sind. Das ist derzeit noch nicht der Fall. Angeblich gehen die Stadionplaner intern von einem Kostenrahmen in Höhe von 300 Millionen Euro aus.

  • Stadt Nürnberg: Die Stadt will angeblich 50 Millionen beitragen, zusätzlich spart sie 20 Millionen Euro beim Bauunterhalt des alten Max-Morlock-Stadions ein. Sie beteiligt sich also insgesamt mit 70 Millionen Euro.

  • Freistaat Bayern: Vom Freistaat werden für den Umbau wohl 70 Millionen Euro erwartet. Ministerpräsident Markus Söder hat beim Club-Jubiläum im Herbst eine üppige Förderung in Aussicht gestellt.

  • 1. FC Nürnberg: Der Club soll sich mit 50 Millionen Euro an den Baukosten beteiligen und müsste außerdem 20 Millionen Euro über den Verkauf von Grundstücken am Valznerweiher einbringen.

  • Kredite: Für die restlichen 100 Millionen Euro sollen Kredite aufgenommen werden, die danach über Mehreinnahmen beim Stadionbetrieb zu tilgen sind.

CSU, SPD und Grüne haben zwar das Stadionprojekt auf den Weg gebracht. Die schwierigen Fragen wurden aber noch nicht beantwortet, mussten sie auch nicht.

Außenansicht der Feuerwache 4, Integrierten Leitstelle (ILS) in Nürnberg an der Regenstraße mit markantem Turm, die sich im Wasser des Hafenbeckens spiegelt

73,8 Millionen für die Sicherheit: Die Integrierte Leitstelle in der Regenstraße wird neu gebaut. Den Löwenanteil der Kosten muss die Stadt Nürnberg stemmen. | Foto: © Janine Beck

Investition in Sicherheit: Neue Integrierte Leitstelle

Beschlossen wurde von den drei Fraktionen auch der Neubau der Integrierten Leitstelle für 73,8 Millionen Euro, die für die ganze Region die Sicherheitsarchitektur verbessert. Am Rande sei vermerkt, dass der Freistaat dazu nur Zuschüsse im einstelligen Millionenbereich gibt. Den weitaus größten finanziellen Brocken muss Nürnberg stemmen. Die Stadt Nürnberg wird mit dem Städtischen Klinikum auch die Cnopfsche Kinderklinik und das Klinikum Hallerwiese übernehmen und hilft so Diakoneo aus der finanziellen Bredouille und sorgt bei schwangeren Frauen für Sicherheit.

Das sind alles Belastungen, die den Nürnberger Haushalt in den nächsten Jahren erheblich treffen. Allerdings waren sie wohl unabwendbar und deshalb konnten die drei großen Fraktionen gemeinsam beschließen.

Geeinigt haben sich CSU, SPD und Grüne auch darauf, dass sie an dem Nürnberger Modell festhalten: Die großen Fraktionen werden alle an der Stadtspitze beteiligt. Entscheidend ist der jeweilige Stimmenanteil im Stadtrat.

Porträt von Christa Heckel in blauem Blazer, der designierten Nürnberger Baureferentin und Nachfolgerin von Daniel Ulrich.

Christa Heckel (Grüne) übernimmt im Mai die Leitung des Baureferats von Daniel Ulrich. | Foto: © Bianca Pircher

Christa Heckel übernimmt das Baureferat

Das hat dazu geführt, dass das Baureferat mit Christa Heckel eine Fachfrau bekommt, wenn Daniel Ulrich Ende April seinen Posten räumt. Es gibt also kein Interim ohne fachliche Leitung und die Arbeit macht auch nebenher kein anderer Referent/in mit. Heckel war bislang im Stadtplanungsamt und sitzt für die Grünen im Bezirkstag. Sie wird als Stadtbaudirektorin das Referat bis Ende September 2027 leiten. Sie kann dann anschließend als Referentin weitermachen, wenn sie sich bewirbt und erfolgreich gegenüber der Konkurrenz ist. Im Baureferat werden dann allerdings die Aufgaben neu verteilt.

Wer leitet künftig das Nürnberger Kulturreferat?

Während die Fachlichkeit beim Bau gesichert ist, wurde das Kulturreferat zum Spielball der künftigen Mehrheit im neuen Stadtrat. Den Geschäftsbereich der Kulturreferentin Julia Lehner soll der- oder diejenige übernehmen, der Bürgermeister oder Bürgermeisterin wird. Damit ist keine Fachlichkeit für das Kulturreferat gesichert. Wer auch immer die Kultur leiten wird, muss dann improvisieren. Das hat die Kultur nicht verdient.

Erfolgreiche Ära Lehner droht ungewisses Ende

Dabei gehört Lehners Geschäftsbereich zu den erfolgreichsten in den vergangenen sechs Jahren. Mit dem Opernhausinterim, der Weiterentwicklung des Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, den Künstlerräumen in der Kongresshalle, dem Kulturzentrum Auf AEG und der Sanierung der Tribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände samt pädagogischem Masterplan wurden Entwicklungen angeschoben, auf die Nürnberg in der Zukunft stolz sein kann. Das setzt die Stadt aufs Spiel.

Wenn sich jetzt die Politik lobt, dass das Kulturreferat nicht zerschlagen wird, wie befürchtet wurde, dann lässt sich schon fragen, wer wen an der Nase herumführt. Ein erfolgreiches Referat wird praktisch als Restposten bei der Kommunalwahl behandelt. Strategisch spielt es offenbar keine Rolle, wer sich um die Erinnerungskultur kümmern wird. Es wird dem Zufall der Wählerstimmen überlassen, wer es bekommt. Dass die CSU aus ihrem Erfolg so wenig macht, ist erstaunlich.

 

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