Marcus König im Interview: Stadion, Stiftung und Wahl 2026

 
Illustration von Oberbürgermeister Marcus König im Gespräch über Nürnbergs Zukunft und die Kommunalwahl

OB Marcus König setzt auf eine effiziente Verwaltung und Großprojekte wie den Stadion-Umbau. | Illustration: © Paul Blotzki

 
 

„Wir müssen die Brille des Bürgers aufsetzen”

Im März 2026 wählt Bayern – für Nürnbergs OB Marcus König (CSU) beginnt die heiße Phase. Im Interview mit Nxrnberg erklärt er seinen Plan für das Max-Morlock-Stadion (“ohne Stadtkasse”), warum er im Baureferat überraschend auf die Grünen setzt und wie eine neue Stiftung das nationale Erbe an der Kongresshalle sichern soll.

Reformpläne für Bau und Verwaltung

Nxrnberg: Kann die CSU mit einer grünen Baudirektorin, die Daniel Ulrich im Mai 2026 nachfolgen wird, leben? Hat Christa Heckel, die für die Grünen im Bezirkstag sitzt, eine reelle Chance, die Führungsposition auch nach dem September 2027 zu behalten, wenn die Referatsspitzen neu besetzt werden?

Marcus König: Wir wollen zunächst einmal der Verwaltung eine Richtschnur geben, wie es weitergeht. Es gibt jetzt einen Vorschlag, den wir im Januar aber erst beschließen. Christa Heckel ist in der Bauordnungsbehörde sehr positiv aufgefallen und wir haben mit ihr sehr gut zusammengearbeitet. Fachfragen können mit ihr sehr schnell geklärt werden. Sie arbeitet sehr zielgerichtet.

Es gab früher schon Oberbürgermeister, die auch Jahrzehnte lang Bezirkstagspräsident waren. (Gemeint ist der frühere OB Andreas Urschlechter). Auch der Bezirkstag ist ein Ehrenamt. Wir sollten unseren Angestellten nicht verweigern, ein kommunalpolitisches Amt zu übernehmen. Wir erwarten auch von anderen Firmen, dass sie ihre Mitarbeiter für ein Ehrenamt zur Verfügung stellen. Es ist keine parteipolitische Entscheidung, sondern eine Fachentscheidung.

Nxrnberg: Wie wird Heckel mit dem geplanten kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs umgehen? Als Grüne-Führungsperson den Frankenschnellweg auszubauen, ist nur schwer vorstellbar.

König: Ja. Es ist eine Mehrheitsentscheidung des Stadtrats. Wir haben jetzt erst die Gelder für den Abschnitt West freigegeben. Mir geht es darum, dass wir mit einer Verwaltungsreform schneller entscheiden. Wir müssen einige Umweltbereiche, die für den Bau entscheidend sind, aus dem Umweltbereich herausnehmen und in das Baureferat integrieren. Das ist vielleicht leichter, wenn beide Verwaltungsspitzen aus einer parteipolitischen Richtung kommen. Wichtig ist, dass der Bürger davon profitiert und wir schneller Baugenehmigungen erteilen.

Nxrnberg: Was wird aus dem Umweltreferat herausgenommen?

König: Mein Vorschlag wird sein, wenn ich als Oberbürgermeister wieder gewählt werde, dass wir die Brille des Bürgers aufsetzen. Wie geht der Bürger auf die Verwaltung zu, wenn er etwas braucht und wie sind dann unsere Verwaltungsschritte.

Ein Bauantrag muss im Baureferat von A bis Z bearbeitet werden. Es dürfen nicht drei Referate eingebunden sein: ein Kopf, ein Prozess und eine schnellere Entscheidung.

Illustration in orangen und gelben Farbtönen: Eine überdimensionale Banane wird von einer schweren Dampfwalze plattgewalzt.

Während 80 Prominente in einem offenen Brief um die Eigenständigkeit des Nürnberger Kulturreferats fürchten, verteidigt OB König die geplante Strukturreform. | Illustration: © Paul Blotzki

Nxrnberg: Stiefmütterlich wird mit dem Kulturreferat umgegangen, auch wenn es vorerst nicht aufgespalten wird. Es wird der blanke Zufall sein, wer als Bürgermeister oder Bürgermeisterin das Kulturreferat nach dem Mai 2026 leitet. Erfahrung mit Kultur muss er oder sie nicht haben. Warum macht das die CSU mit? Der Erfolg von Kulturbürgermeisterin Julia Lehner ist doch auch ein Erfolg der CSU.

König: Stiefmütterlich stimmt nicht. Ich bin doch der erste Oberbürgermeister seit 975 Jahren, der ein Kulturbürgermeisteramt geschaffen hat. Wir haben es in meiner Amtszeit geschafft, mit der Kongresshalle das größte Kulturbauprojekt in Deutschland zu beginnen. Mit der Möglichkeit, eine neue Spielstätte für das größte Mehrspartenhaus in Bayern zu bekommen.

Wir versuchen auch mehrere Kulturarten mit den Ermöglichungsräumen miteinander zu verbinden. Plus Symphoniker, plus Dokumentationszentrum. Es wird eine Ausstrahlung geben, die weit über Nürnberg hinausgeht. Warum gibt es diese Diskussion, dass wir nicht wissen, wer das Amt nach der Kommunalwahl übernimmt? Das ist doch Demokratie. In Russland wissen wir im Voraus, wer die Wahl gewinnt. Bei uns weiß man das nicht, weil unsere Wahl demokratisch ist.

Jetzt haben wir einen Systemwechsel in der Stadtverwaltung. Wir werden wählen und erst nach der Wahl wird der neue Rat sich hinsetzen und die Verwaltung so strukturieren, dass sie auf Zukunftsfragen und auf Fragen aus der Bevölkerung eine schnellere Antwort geben kann. Gibt es ein Mobilitätsreferat, gibt es ein Zukunftsreferat, gibt es ein Gesundheitsreferat, gibt es ein Lebensreferat? Das muss man doch alles erst einmal abwarten.

Bevor wir einen neuen Baureferenten oder Baureferentin wählen, hat erst einmal eine Fachfrau als Baudirektorin den Hut auf. Das kann Christa Heckel sein. Es wird aber auch Dinge geben, die ich entscheiden muss, deshalb ist das Baureferat bis Mitte 2027 vorerst einmal bei mir angesiedelt. Das Kulturreferat wird zunächst ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin übernehmen.

Nxrnberg: Beim Bau haben Sie die Fachlichkeit gesichert, bei der Kultur nicht.

König: Ich kann aber auch nichts dafür, wenn eine hoch angesehene Person sagt, ich trete mit 72 Jahren nicht mehr an und möchte jetzt erst einmal an mich denken. Ich bin überzeugt, dass wir den Bereich Kultur mit jemand anderen hochkarätig besetzen können. Das ist nicht stiefmütterlich. Es wird in der Stadtspitze jemand geben, der sich prominent um Kultur kümmert und sie in die Zukunft führt.

Blick auf den Eingang des Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit dem markanten Glaseinbau.

Nationales Erbe: Eine neue Stiftung soll die Kongresshalle steuern – Marcus König möchte Julia Lehner als Präsidentin gewinnen. | Foto: © Janine Beck

“Es ist ein nationales Erbe”

Nxrnberg: Wie geht es mit der Erinnerungskultur weiter? Wer koordiniert sie künftig und wer schiebt sie an? Wie geht es mit der Stiftungsidee für die Kongresshalle weiter?

König: Wir sind mit der Erinnerungskultur sehr vorbildlich umgegangen. Mein Ziel ist es, dass wir eine Stiftung ins Leben rufen. Diese Stiftung soll sich primär um die Kongresshalle und um die Sparten und Einrichtungen, die dort untergebracht sind, kümmern. Dokumentationszentrum, Theater, aber auch die Ermöglichungsräume.

Auch das weitere Potential der Kongresshalle muss gemanagt werden, das kann und soll eine Stiftung machen. Es ist auch ein Ort unserer Erinnerungskultur. Perspektivisch sehe ich das ehemalige Reichsparteitagsgelände als Teil dieser Stiftung. Eventuell auch den Schwurgerichtssaal 600. Das ist aber alles Zukunftsmusik.

Jetzt geht es erst einmal um die Kongresshalle. Es soll eine Stiftung geben, die vom Bund, vom Land und von der Kommune getragen wird, weil es ein nationales Erbe ist. Sie haben sich finanziell beteiligt und sollen das auch in Zukunft tun. Das ist kein Geheimnis, ich werde Julia Lehner fragen, ob sie die Präsidentin dieser Stiftung werden will. Ich bin sicher, dass sie auch bei speziellen Fragen zur Erinnerungskultur zur Verfügung stehen wird. Ihr Knowhow wird nicht verloren gehen, sondern in einer anderen Position gesichert werden.

Nxrnberg: Es gab aber doch Widerstand vom Bund, als der Stiftungsgedanke aufkam. Wie wollen Sie die Bundesregierung überzeugen, dass sich der Bund auf Dauer finanziell engagiert?

König: Es schreien nicht alle super und fragen, wo können wir unterschreiben. Es wird jetzt alles geprüft und wir müssen auch die Reihenfolge einhalten.

Wir haben im Stadtrat beschlossen, dass wir uns eine Stiftung vorstellen können. Wir haben jetzt einen Stiftungsvorschlag und Bayern hat signalisiert, wir können uns die Stiftung ebenfalls vorstellen. Am Ende muss der Bund noch springen.

Innenansicht des Max-Morlock-Stadions in Nürnberg mit Blick auf das Spielfeld und die rote Laufbahn unter der Dachkonstruktion

Während Marcus König auf eine Finanzierung ohne Stadtkasse hofft, bleiben Fragen zum teuren Interim-Stadion offen. | Foto: © Janine Beck

Ein Stadion-Umbau ohne Belastung der Stadtkasse?

Nxrnberg: Befürchten Sie nicht den Zorn der Wähler, wenn überall gespart werden muss, und gleichzeitig über ein neues, kleines Stadion diskutiert wird? Nach Sparkurs sieht das nicht aus.

König: Natürlich müssen wir auf das Geld achten. Bei den Haushaltsberatungen haben wir gezeigt, dass wir sehr verantwortungsvoll mit Geld umgehen. Wir haben 300 Stellen gestrichen und im konsumtiven Bereich 30 Millionen Euro gespart. Wir haben 200 Millionen Euro im investiven Bereich gespart und 600 Millionen Euro bei den Investitionen geschoben. Wir werden weiter sparen und darauf achten, dass die Stadt weniger eigenes Geld ausgibt.

Braucht es ein neues Stadion? Ja, die Leute wollen das. Es ist auch ein Werbeträger für die Stadt. Wir wollen ein reines Fußballstadion an der Stelle des Max-Morlock-Stadions und wollen das vorhandene Stadion umbauen. Wir haben den Freistaat auf unserer Seite. Er will sich irgendwie beteiligen in einer Höhe, die dem Engagement der Stadt entspricht.

Wenn wir das Stadion umbauen, dann wird es eine Umbauphase geben, in der wir, wenn es Spiele gibt, die Baustelle jeweils wieder zurückbauen müssen. Sicherheit geht vor. Das ist ein unglaublicher Aufwand bei jedem Spiel, damit wir den laufenden Spielbetrieb ermöglichen können. Das verzögert die Bauzeit und erhöht damit die Kosten.

Eine mittelfränkische Firma hat in Valencia gezeigt, dass ein Stadion schneller gebaut werden konnte, weil es ein einfaches Ersatzstadion für 25.000 Zuschauer gab. Es wird jetzt gerechnet, was gespart wird, wenn wir nicht alle zwei Wochen die Stadionbaustelle zurück- oder umbauen müssen. Das durch eine kürzere Bauzeit gesparte Geld könnte dann in ein Stadion in einfacher Ständerbauweise gesteckt werden, das dann nach der Fertigstellung des Max-Morlock-Stadions weiterverwendet werden kann. Das wird derzeit diskutiert und hat mit einem zweiten Stadion nichts zu tun.

Nxrnberg: Wie steht es um die Finanzierung des Stadionumbaus?

König: Stadt, 1. FC Nürnberg und Freistaat stellen das Grundkapital. Wir müssen das neue Max-Morlock-Stadion anders betreiben und dann können wir künftig weitere Einnahmen erzielen.

Mit diesen Einnahmen muss der Block Fremdkapital, der für den Umbau benötigt wird, getilgt werden. Wenn das aufgeht, dann lasst uns beginnen, denn dann ist der städtische Haushalt auch nicht betroffen.

Ausblick: Wahlkampf und Söders Rolle

Nxrnberg: Auf welche Inhalte und Vorhaben werden Sie in den letzten drei Monaten des Wahlkampfs setzen?

König: Ruhe bewahren, Haltung zeigen, Pflichten erfüllen.

Nxrnberg: Der CSU-Parteivorsitzende Markus Söder musste einen Sympathiedämpfer auf dem Parteitag hinnehmen, als er kein gutes Wahlergebnis als Parteivorsitzender erhielt. Ist das auch ein kritisches Zeichen, dass Söder Nürnberg zu stark unterstützt?

König: Er macht für Nürnberg viel. Das schätzen auch die Nürnberger. Er ist der erste Ministerpräsident, der auch schon in seiner Zeit als Minister Gelder aus verschiedenen Bereichen nach Nürnberg gelenkt hat.

Er hat bewiesen, dass er etwas für Nürnberg Gutes getan hat. Das kommt in Niederbayern, in Oberbayern und in Schwaben natürlich nur bedingt gut an. Das verstehe ich. Trotzdem ist er immer da, wenn ihn seine Heimatstadt braucht.

Grafische Illustration in Lachsfarben: Ein großer Hufeisenmagnet als Symbol für die Magnetschwebebahn.

Während die SPD bei der Finanzierung bremst, will OB König das “Transportsystem Bögl” zur neuen TU Nürnberg vorantreiben und wirbt für eine offene Kostenprüfung. | Illustration: © Paul Blotzki

Nxrnberg: Wie geht es mit der Magnetschwebebahn von Max Bögl in Nürnberg weiter?

König: Ich möchte in eine Berechnungsstufe einsteigen, mit der geklärt wird, was sind die Kosten, wie sieht die finanzielle Belastung aus und können wir uns das leisten. Welche Anteile trägt die Firma, welche der Freistaat und vielleicht gibt auch der Bund noch etwas hinzu, weil es ein völlig neues Projekt ist.

Die SPD hat diesen Beschluss, wie die Finanzierung aussieht, im Stadtrat verhindert. Dass wir so innovationsfeindlich sind, finde ich schade. Es ging nicht einmal darum, ob wir eine Magnetschwebebahn bauen, sondern wie die Verteilung der finanziellen Lasten aussieht. Das ist gegenüber Nürnberg feindlich, weil die Stadt immer noch stark von der Industrie und damit von Innovationen abhängig ist.

Nxrnberg: Wie war die erste Periode als OB? Künftig lieber mit der SPD oder mit den Grünen? Eine absolute Mehrheit werden Sie und die anderen beiden nicht bekommen.

König: Ich möchte mit denen weitermachen, mit denen ich bislang gut zurechtgekommen bin. Es hat in der SPD und bei den Grünen Stadträte und Stadträtinnen gegeben, die wissen, wie man eine Stadt gut führt. Es haben uns auch kleine Parteien unterstützt. Mein Ziel ist es, aus allen demokratischen Bereichen gute Menschen einzubinden. Nicht nur aus ein oder zwei Parteien.

Die moderne Glasfassade der Meistersingerhalle in Nürnberg, in der sich herbstliche Bäume mit goldenen Blättern spiegeln.

König möchte die Meistersingerhalle sukzessive renovieren und die Vermarktung der NürnbergMesse übertragen. | Foto: © Janine Beck

Nxrnberg: Wie geht es mit der stark renovierungsbedürftigen Meistersingerhalle weiter?

König: Wir wollen die Meistersingerhalle sukzessive renovieren. Wir wollen sie nicht schließen und 90 Millionen Euro hineinpumpen.

Ich würde gerne die Meistersingerhalle der Nürnbergmesse übertragen. Die Vermarktung von Veranstaltungen und von Kongressen könnte dann schneller als bisher reagieren. Die Einnahmen werden dann in die Renovierung reinvestiert.

 

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